Get inspired by Art (GibA): Eine monochrome Welt, die jenseits der Wirklichkeit aufscheint.
Letzte Woche stellte ich euch mit Daniel Sannwald einen Künstler vor, der scheinbar die Spitze der Modefotografie erklommen hat und daraus irgendetwas zwischen Stilisierung, Überrealistischem und Seltsamem geformt hat. Jetzt seid ihr bereit für Asger Carlsen, der etwas ganz ähnliches tut – nur auf sehr subtilere und verstörendere Art und Weise.
Asger Carlsen ist Däne und begann seine Karriere mit 16 als er einen Polizisten fotografierte, der ihn und seinen Freund beim Anzünden eines Zauns erwischte. Er verkaufte das Foto an die Zeitung und arbeitete später jahrelang für Magazine. Zuerst als Verbrechensfotograf später als Werbefotograf. Diese Herkunft sieht man seinen Bildern, vor allem der Serie „Wrong“, an, die seine erste große eigenständige Bilderreihe ist.
Die Fotos haben einen starken dokumentarischen Charakter der 1960er Jahre. Der Schwarzweißstil entspricht einem eigenschaftslosen analogen Film, die Bilder sind unausgewogen belichtet und teilweise schlecht anmutend ausgeblitzt. Harte Schlagschatten. Was zuerst schlichtweg als schlechtes Foto erscheint, offenbart später einen beinahe genialen Schachzug. Die unterschwelligen Absurditäten, die in seinen Bildern stecken, gewinnen durch den beiläufigen Charakter der Fotos umso mehr Macht.
Ich finde es unheimlich spannend, mir die Bilder der Serie anzusehen. Es hafted ihnen einen Hauch der Filme von David Lynch an. Surrealismus, der erst nach und nach freigegeben wird, nachdem man die Schicht des Oberflächlichen abgekratzt hat. Ich stelle mir vor, wie eine Welt aussähe, die in den Bildern der Serie porträtiert wurde. Sie wäre im Grunde diesselbe wie jetzt – nur um ein oder zwei Grad verschoben.
„Wrong“ wurde sehr populär und Carlsen, der inzwischen in Chinatown, New York lebt, konnte einen Bildband herausgeben. Er ist schon längst vergriffen, hier und da aber noch für Preise zwischen 400 und 1.400 Dollar zu bekommen. Noch bekannter wurde schließlich seine Serie „Hester“, die sich von den Fesseln des realistischen befreit und menschliche Körper nutzt, um surreale fotografische Skulpturen zu erschaffen. Die eigentliche Kunst Asger Carlsens entsteht im Computer, was man dem eigensinnigen Stil der Bilder kaum ansieht.
Die Fotografie ist für den Künstler mittlerweile wenig mehr als das Mittel zum Zweck, um Material zu bekommen, aus dem er etwas schaffen kann. Wer einen Eindruck bekommen möchte, findet hier ein ganz interessantes Video-Interview.
Wie ist eure Meinung? Zu arg abgehoben, um damit umgehen zu können oder faszinierend?
Copyright: Alle Bilder von Asger Carlsen, asgercarlsen.com
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