Schnapp und Schuss – die neue handliche Systemkamera von Panasonic kommt solide und mit ein paar High-End-Features daher.
Bringt man ein „Update“ einer existierenden Kamera heraus, muss man schon etwas „on top“ packen, um den Kauf für den Kunden zu rechtfertigen. Das gilt heutzutage noch stärker als bisher. Und was tut man in dem Fall? Genau, man packt mehr Megapixel auf den Sensor!
Genau diesen innovativen Einfall hatte Panasonic bei der GX8. Schauen wir mal, ob die Kamera noch mehr zu bieten hat als das.
Eindruck
Panasonics Kameraportfolio bietet noch immer für jeden Interessenten ein passendes Gerät: von der kompakten über die Bridge und die kompakten Systemkameras bis hin zu den Profimodellen. Außer letzten und den Bridge-Modellen sind eigentlich alle aktuellen Panasonic-Kameras sehr kompakt. Das gilt auch für die GX8.
Es gibt sie in zwei Varianten: klassischem schwarzen Look und modisch retro. Aber nicht ganz so übertrieben retro – zwar mit Metall abgesetzt aber doch mit modernen runden Kanten. Diese Version konnte ich ausprobieren und gefällt mir auch um Längen besser als das rein schwarze Modell. Die Abmessungen der GX8 gehen in Ordnung. Angenehm kompakt insgesamt, aber auch bei diesem Modell wieder: wer dazu neigt, die Kamera über längere Zeit hinweg stets in der Hand zu halten, wird nach einer Weile trotz des herausstehenden Griffwulsts Ermüdungserscheinungen spüren.
Die Rückseite ist sehr aufgeräumt, was mir aber gut gefällt. Dank der Schwenkfunktion des Touch-Displays kann man die eigentliche Display-Seite zur Kamera drehen. Finde ich immer gut, denn es bewahrt vor Kratzern oder dezenten Fettschlieren, wenn man sich die Nase dran platt drückt. Und ja, das tue ich trotz LCD-Schirm. Denn es gibt auch einen EVF, den ich mehr zu schätzen weiß und der auch noch um bis zu 90 Grad nach oben klappbar ist. Schönes Detail, gefällt mir gut.
Auf der Oberseite hat man drei Stellräder untergebracht. Eigentlich aber vier, denn es gibt einen Ring zum manuellen Anpassen der Belichtung, welcher den Fuß des üblichen Moduswahlrads bildet. Systemkameranutzer fühlen sich also sofort zuhause, weil sie die Belichtungseinstellungen mit zwei Rädern anpassen, daneben den Hauptmodus einstellen und dann auch noch die Belichtung übersteuern können. Das ist eine komplette Grundausstattung.
Eigenschaften
Zu den wichtigsten Eigenschaften der neuen GX8 gehört vermutlich der Sensor. Hier hat Panasonic mit einer Tradition gebrochen und erstmals mehr als 16 Megapixel auf den MFT-Sensor gepackt. Nämlich 20 Megapixel. Das ist im Grunde auch schon die Hauptneuigkeit dazu. Für 16-Megapixel-MFT-Nutzer ist das ein schönes Upgrade. Wer bereits mit höherer Auflösung fotografiert oder wie ich ständig neue Kameras in der Hand hat, dem fällt das kaum auf.
Panasonic zeigt damit auch, dass man sich nicht aus dem Megapixel-Krieg ausklinken will, denn die Aufstockung könnte durchaus nötig sein, um mit der Entwicklung Schritt zu halten. Erst vorgestern hat Canon erneut Größenwahnsinn gezeigt und einen industriellen Sensor mit 250 Megapixel Auflösung vorgestellt. Und gestern haben sie nachgelegt und die Entwicklung einer 8k-Cinema-EOS-Kamera sowie eines CMOS-Sensors für (vermutlich handelsübliche) DSLRs mit 120 Megapixel Auflösung angekündigt.
Aber auch das die auf 20 MP gesteigerte Auflösung bei der GX8 kaum auffällt, ist ein positives Argument. Denn es bedeutet, dass die restliche Kamera flott genug ist, um diese Bilder ohne Beanstandung zu verarbeiten. Dafür sorgt ein 4-Kern-Prozessor, der unter anderem den ausgesprochen schnellen Autofokus befeuert, 30 Bilder pro Sekunde in 4k-Auflösung mit 8 Megapixel ermöglicht, auch normale 4k-Videos erlaubt und noch einiges mehr.
Der zweite große Ausstattungspunkt ist der Bildstabilisator. Hier hat man mit den Systemen der Konkurrenz gleichgezogen und die Stabilisierung im Objektiv mit der des Sensor kombiniert. Beide ergänzen sich und das macht die Geschichte insgesamt effektiver. Im Extremfall kann das ein scharfes Foto bei 1/5 Sekunde Belichtungszeit bedeuten. Interessant ist übrigens auch, wie Panasonic die Auflösungen der Displays verteilt hat. Das klappbare LCD bietet wie gewohnt die inzwischen zum Standard gewordenen 1,04 Millionen Bildpunkte. Der EVF basiert ebenfalls auf OLED-Technik, hat aber eine Auflösung von 2,36 Millionen Bildpunkten und eine Reaktionszeit von 0,01 Sekunden. Er ist also überaus scharf und sehr schnell. Gewechselt wird zwischen beiden Systemen wie gewohnt mit einem Schalter oder per Annährungssensor.
Performance
Was die Autofokusgeschwindigkeit angeht, liegt Panasonic sehr weit vorne. Neueste Entwicklung (aber nicht erst seit der GX8) ist die Depth From Defocus-Technologie. Sie beweist auch, wie schnell Kameras heutzutage wirklich sind. Denn bei dieser Technik macht die Kamera fortlaufend Bilder, wertet defokussierte Motive unter Berücksichtigung der Objektivdaten aus und fokussiert per Kontrastfokusmessung präzise, wenn sie sich der Schärfeebene nähert. Das alles passiert in Bruchteilen einer Sekunde bevor das eigentliche Foto gemacht wird – genauer gesagt, in 0.07 Sekunden.
Da passt auch sehr gut der 4k-Foto-Modus dazu, der auch bei dieser Panasonic wieder an Bord ist. Dabei nutzt sie die 4k-Auflösung, um Bilder in 8 MP-Größe so lange auf die Speicherkarte zu braten, wie man will. Anschließend kann man sich durch die Standbilder scrollen und das beste zum Speichern auswählen. In einer speziellen Variante des Modus nimmt die Kamera sogar schon Bilder auf, bevor man den Auslöser drückt. Dazu nutzt sie einen Ringspeicher, in den 2 Sekunden und damit 60 Bilder passen. Aber auch in voller Foto-Auflösung schafft die GX8 bis zu acht Bilder pro Sekunde.
Die Bildqualität selbst ist gut. Nicht überragend aber auch nicht wirklich schlecht. Der Dynamikumfang ist Klassen-gemäß nicht der allerbeste und in richtig kontrastreichen Motiven rauschen die Schatten nach dem Aufhellen des RAWs bereits bei recht niedrigen ISO-Stufen.
Fazit
Die Panasonic GX8 ist alles in allem eine richtig schöne Schnappschuss-Systemkamera. Sie bietet den Bedienkomfort, den man sich wünscht. Sie kann Videos in topaktueller 4k-Auflösung mit einer sehr hohen Bildrate von 100 Mbit/s aufnehmen und für manche Situationen sind die 4k-Fotomodi eine echt feine Sache.
Für perfekte Schnappschuss-Fähigkeiten sorgt auch der äußerst rasante Autofokus aber auch die Bildqualität bleibt auf Schnappschuss-Level. Profis können damit nichts anfangen, aber jeder, der das auch nicht braucht, bekommt gängige, hochauflösende Bilder mit der Kamera.
Spielkinder können übrigens außerdem auf NFC und WLAN zurück greifen und die GX8 mit dem Smartphone fernsteuern.
Mehr!
modisches retro finde ich eine genial-oymoronische-ausdrucksweise :) die sieht echt toll aus und die fotos wirken eigentlihc ziemlich vielversprechend. interessant wäre noch: wie tut sie sich in schlechterem licht? mit extrem viel licht/gegenlicht? wie rauschfrei ist die qualität 1:1? da sind nämlich die ganz großen schwachpunkte meiner canon g15
Hey Paleica! :)
Ahja, warum nicht. „retro“ muss ja nicht immer heißen, dass es plump und alt aussieht. ^^
In „schlechterem“ Licht hat sie keine Probleme. Auch bei Dämmerung nicht wirklich. Aber der Dynamikumfang ist halt nicht riesig – in den Bildern hier im Artikel sind Wolkenkerne in fast reinem Weiß zu sehen. Bei indirekt einfallendem Licht (Bild 11, blauer Himmel, weißes Gebäude angeschnitten) hat sie überhaupt keine Probleme, auch wenn die Flächen grell sind.
Schau dir die Bilder ruhig auf flickr an, da findest du sie in voller Auflösung.
Gegenlicht hast du bei Bild 4 und 18. Da regelt die Kamera natürlich heftig herunter. Willst du die Tiefen dann wieder zurück holen, stößt du (nach meinem Gefühl) schnell auf ein Rauschen in genau diesen Bereichen. Sehr gut zu sehen bei Bild 10 (Hauseingang) und 24 – die Schatten unter den weißen Balkonen sind schon recht grisselig.
danke für die info :) dann werd ich sie mir mal auf flickr in groß anschauen. es interessiert mich nämlich allgemein, wie das bei anderen kameras als bei den meinen aussieht :)
jetzt suche ich grade ein bisschen hilflos nach deinem flickr-link ;)
Dezenter Hinweis, Paleica: Den passenden Link findest du unter jedem Test. ;)
wer lesen kann… :) ich habe nach „flickr“ gesucht ;)
„Genau diesen innovativen Einfall hatte Panasonic bei der GX8“
Das war schon sarkastisch gemeint, oder? :) „innovativ““ heisst schon mehr als ein paar Pixel draufgepackt. Sehe ich falsch oder ist im Bild https://glassblog.files.wordpress.com/2015/09/2015-online_0949_hands-on_panasonic-gx8_004.jpg tatsächlich unten links ein Abdruck des Hinterteils einer Kameramotte zu sehen?
Ist halt immer ein Problem von µ4/3, der Sensor liegt jederzeit an der freien Luft. Olympus hat zwar alles dicht gemacht, Panasonic jedoch scheint’s nicht. Ansonsten finde ich die Kamera auch hübsch. Der Ringspeicher ist jetzt nicht so extra fresh, die Nikon 1-Serie macht das ja auch. Aber das Touch-Display, nett. Schade, dass man das wahrscheinlich nicht nutzen kann, wenn man den EVF nutzt und Fokuspunkte auswählen will. oder etwa doch?
Hi Joju!
„innovativ“ finde ich bei den Kameras schon lange nichts mehr. Ich meine, wann kam das letzte wirklich innovative Merkmal heraus? Das Weglassen des Spiegelkastens vielleicht? Die meisten Weiterentwicklungen bestehen nur aus der Aufstockung von Merkmalen, die es bereits gibt.
Kameramotte? Die Bezeichnung kannte ich noch gar nicht. :) Wird auf der Linse gewesen sein und ist mir nicht aufgefallen. Ich verändere die Bilder für die Hands-On-Artikel bis auf LR-Standardkorrekturen nicht. Darum bleibt so etwas aber auch schiefe Horizonte drin. Auf dem Foto habe ich es auch entdeckt, ist aber weniger auffällig, da andere Blende:

Stimmt, die Ringspeicherlösung macht jetzt überall die Runde – ich habs erwähnt, weil es für Laien schon verblüffend sein kann und eine witzige Idee ist. Die Auswahl der Fokuspunkte kann man mit einem Steuerrad und/oder dem Steuerkreuz auf der Rückseite vornehmen, wenn das Auge gerade am Sucher klebt. Bin mir leider nicht mehr ganz sicher. Auf dem Touch-Display kann man den Fokuspunkt frei verschieben, das geht im EVF natürlich nicht. Nikon hat bei irgendeiner 5000er die Sperre aufgehoben – da kann man den Fokuspunkt auf dem unbeleuchteten Touch-LCD mit der Nasenspitze verschmieren, während man durch den Sucher schaut.
Naja, Dein Bild der Kamera mit dem ausgeklappten Display brachte mich auf den Gedanken: „Wenn ich mit der rechten Hand die Kamera halte, könnte ich bei ausgeklapptem Display doch die Fokuspunkte mut dem Daumen wählen/verschieben“. Aber doof wie ich bin, dachte ich nicht, dass ich meine Hand dann zwischen Display und haufenweise Gesicht bringen müsste. Ich hatte auch mal eine Panasonic und fand das touch-display endlich mal eine Erleichterung.
Bei der DSLR kommen bei mir immer wieder Bilder heraus mit einem besch…eidenen Ausschnitt, weil ich langsam das manuelle Fokussieren vergesse und der Fokuspunkt einfach nicht schnell genug dahin geklickt werden kann, wo er hingehören täte. ich weiss, wirklich gute Fotografen kennen sowas gaar nicht. :/