Nach jeder Menge roter Blätter – Red Leaf – hier bei #dunkelkammerkunst kommen wir zu einem frischen Set an Lightroom-Presets: VOOR.
Als ich mich mit dem Gedanken trug, euch die „besten“ und renommiertesten Preset-Sammlungen für Lightroom und Co. vorzustellen wurde schnell klar, dass ich eine bestimmte Richtung wählen musste. Das Angebot ist einfach zu unüberschaubar riesig. Schnell kristallisierte sich der aktuelle Trend heraus, den die bekanntesten Sammlungen verfolgen: entweder, analoge Filmsorten zu simulieren oder zumindest mit einem Retro-Charme an diese zu erinnern.
Die Hintergründe dazu stellte ich zum Beispiel im Artikel „Fühl dich analog“ dar. Ich glaube, bis zu diesem Moment eine gute und brauchbare Auswahl gefunden zu haben und konnte auch ein wenig Feedback von euch dazu bekommen. Dieses Feedback ist auch Grundlage dieses Artikels hier, denn die Preset-Sammlung „VOOR“ kommt aus euren Reihen, den Lesern dieses Blogs, worüber ich mich sehr freue.
VOOR Presets
Ihr kennt das vielleicht: Hat man die Begeisterung des Neuen erst einmal überwunden – zum Beispiel als Einsteiger in die Fotografie – kommt irgendwann der zwangsläufige Moment der Spezialisierung. Man schießt sich auf ein Thema ein und hat man es erstmal angekratzt, stellt man fest, wie bodenlos es ist. Je nach Vorliebe kann man sich dann hinein steigern und es bis zum kleinsten Kern des Pudels ergründen.
So etwas ähnliches hat Pierre Eszes gemacht, dem Schöpfer der VOOR-Presets. Er hat eine ähnliche Entdeckungsreise durch die Lightroom-Preset-Welt hinter sich wie ich, wollte aber tiefer schürfen und stellte fest, dass das vorhandene Angebot nicht weit genug ging. Darum nahm er es selbst in die Hand.
Letztlich schlug er sich mit denselben Problemen herum, wie vermutlich auch die Macher hinter VSCO Film, RNI, Red Leaf und Co.: Analogen Film zu simulieren ist schwierig aber noch komplizierter, wenn man auf einen Baukasten (Lightroom) setzt, dem der Entwickler Grenzen gesetzt hat. Genauer gesagt: Die Presets sind zwar mit Lightroom entstanden, aber Lightroom selbst ist eigentlich kein Filmsimulations-Entwickler. Darum sucht man stets nach dem besten Kompromiss und die VOOR-Presets sollen dazu ihren Teil beisteuern.
Kompatibilität
Die VOOR-Presets wurden mit und für Adobe Photoshop Lightroom entworfen und sind daher mit diesem selbst kompatibel. Da die Presets die interne Prozessversion 2012 nutzen, wird mindestens Version 4 von Lightroom benötigt.
Beispiele – Black & White
In der Sammlung, die mir Pierre Eszes freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, bilden die Schwarzweiß-Presets das Herzstück. Sie simulieren den fast schon legendären Kodak TRI-X 400, der sich durch deutliche Kontraste und ausgewogene Grautöne auszeichnet. Perfekt für dokumentarische Fotografie und sicher auch ein Grund, warum es einer der Lieblingsfilmde des berühmten Sebastião Salgados war. Wie an den Beispielen unten zu sehen, wirkt der Bildstil in den VOOR-Presets aber nicht zu hart, sondern bewahrt viele Nuancen.



Den TRI-X hat Eszes also in drei Varianten simuliert: eine Standard-Version eines Kleinbildfilms, dieselbe mit härteren Kontrasten und eine Mittelformat-Variante. Im Beispiel zu sehen ist, dass der Film bzw. die Simulationen sehr schön auf die Originalfarben Rücksicht nehmen und eine detaillierte Abstufung zurück lassen. Es ergeben sich subjektiv viel mehr sichtbare Details als in der sehr homogenen Farbversion. Die Version mit den verstärkten Kontrasten spielt auf meine Andeutung zur Dokumentarfotografie an – das ist genau der Look, den zum Beispiel Street Photographer haben wollen.
Die Vergrößerungen zeigen die Körnung der Filmsimulationen, ein sehr wichtiges Thema für Eszes. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese nicht sehr von den Presets anderer Anbieter, was auch schwer möglich ist, da alle auf denselben Algorithmus zurück greifen müssen. Auffällig ist aber die deutlich weichere Zeichnung der Mittelformatvariante. Einfach, weil das fiktive Mittelformatnegativ viel größere Abmessungen hätte und daher das Rauschen weniger bis gar nicht auffällt.
Ein weiteres Set Schwarzweiß-Presets findet sich unter dem Namen „Ida“. Es ist an den gleichnamigen (schwarzweißen) Film angelehnt und pflegt daher auch nicht den Anspruch einer wissenschaftlich genauen Filmsimulation, sondern das Umsetzen eines Looks. Ähnliches gilt auch für „Crooks like us“, wovon Eszes zur Sepia- eine Schwarzweiß-Variante mit vorlegt.



Beispiele – Color
Die Farb-Presets im VOOR-Paket widmen sich verschiedenen Filmen und Themen. Darunter der Kodak Kodachrome 64, eine Version eines fast unsterblichen Diafilms, der von 1935 bis 2009 hergestellt wurde. Der Portra darf auch nicht fehlen und als Bonus gibt es noch eine Hommage an die 1920er Jahre, die ich sehr interessant finde.





Meinung
Immer, wenn ein Preset-Paket mehrere Varianten desselben Films beinhaltet, sich alle kaum unterscheiden, man die Details im direkten Vergleich aber sehen kann. Immer dann weiß man, dass es der Macher der Presets sehr genau genommen hat und weiß, was er wollte. Das trifft auch auf die VOOR-Presets zu und wird beim Kodak TRI-X besonders deutlich. Hier kann man sich nur schwer entscheiden, aber je länger ich drauf schaue, desto mehr gefällt mir die Variante „Hard Contrast“. Was findet ihr?
Ich mag auch sehr die rahmenlose Variante des Kodachrome. Hat einen herrlichen Spät-Siebzigerjahre-Look mit kräftigem Gelb-Anteil, der rote Töne schon deutlich ins Orange verschiebt. Kann ich mir richtig gut für Porträts draußen vorstellen oder eben Straßenszenen, die Menschen isoliert darstellen.
Eure eigene Meinung würde mich und sicher auch Pierre Eszes interessieren. Ich kann auch bereits festhalten, dass es nicht das letzte Mal ist, dass ihr von dieser Geschichte etwas hört, denn ich werde später nochmal darauf zurück kommen, worüber ich mich bereits jetzt schon freue. Seid gespannt!
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