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Hands on: Zeiss Batis 2/25 & 1.8/85

Zeiss hat es geschafft: Neue Objektive wie die Batis-Modelle werden erwartet und gehyped wie die Ankündigungen manch anderer Hersteller.

Für Neueinsteiger beginne ich nochmal mit den Grundlagen: Neben den SLR-Objektiven baut Zeiss inzwischen auch eigene Optiken für spiegellose Systemkameras. Zwar kennen Sony-Nutzer bereits die Sony-Optiken mit Zeiss-Label, hier liefert der deutsche Hersteller im Wesentlichen allerdings nur die optischen Berechnungen. Mit inzwischen drei Baureihen geht man daher eigene Wege.

Dazu zählen die Touits, die mit Sony-E-Mount und Fuji-X-Mount bereit stehen. Über alle drei Modelle kann man hier im Blog lesen. Dann kamen die Loxia-Modelle, die es nur für Sony-Kameras gibt und nun folgt ihnen eine weitere Serie: die Batis-Objektive. Letztere wirbelten im Vorfeld viel Staub auf, doch dazu kommen wir gleich.

Die Loxias haben Brennweiten von 50 und 35 Millimetern, die neuen Batis bringen 25 und 85 Millimeter ins Spiel. Warum tragen sie also einen eigenen Namen und sind keine Erweiterung der Loxia-Serie? Nun, zum einen, weil es sich um massive Neuentwicklungen handelt. Und zum anderen, weil sie ein paar Features mitbringen, die die anderen bisher noch nicht aufbieten konnten.

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Eindruck

hands-on_zeiss-batis_85mm-standingDem äußerlichen Eindruck nach bleibt sich Zeiss treu: Auch die Batis sind elegant, minimalistisch und fallen kaum auf. Sie sind wuchtiger als noch die Loxias aber mit irgendwas zwischen 300 und 460 Gramm noch relativ „leicht“ und kompakt. Beides sind hochgeöffnete Optiken, doch auch der Linsendurchmesser hält sich jeweils in Grenzen. Sie wirken also unauffällig und zurück haltend. So weit, so gut.

Gerade die Unauffälligkeit versteckt das wohl markanteste Merkmal der Linsenkonstruktionen: aufgeprägt sind keine Millimeter- oder Entfernungsskalen. Stattdessen ziert das Gehäuse ein extrem zurück haltendes Display.

Besonderheiten

Und damit sind wir auch bei dem Hauptmerkmal, das für den aufgewirbelten Staub verantwortlich ist. Die Batis-Modelle stellen gewisse Informationen mittels eines OLED-Displays dar. Das ist ein absolutes Novum bei Objektiven und wurde zumeist als Marketing-Coup gefeiert. Die Wahrheit sieht aber ein wenig anders aus.

Tatsache ist, dass die an den Objektiven verwendbaren Kameras (in erster Linie alle Sony A7-Modelle) wie auch die Objektive selbst zu weit mehr in der Lage sind, als relativ ungenau die eingestellte Objektdistanz als analoge Skala anzuzeigen. Denn schließlich misst die Kamera selbst ihre Entfernung zu einem Motiv. Und genau das zeigt das Display hauptsächlich an.

hands-on_zeiss-batis_85mm-displayIn effektlosem Weiß auf Schwarz gibt das Display wider, wie weit sich etwa Model und Kamera voneinander weg befinden. Und zwar als große Zahl, deren Einheit wahlweise Meter oder Fuß sein darf. Darüber hinaus liefert das Batis aber auch eine Berechnung der Schärfeebene. Dabei berücksichtigt es Parameter wie die Eigenschaften des Sensors und der eingestellten Blende. Mit kleineren Zahlen wird also angezeigt, wie weit vor und hinter dem anvisierten Motiv sich das Model noch scharf wiedergeben lässt.

Für einige Point-and-Shoot-Fotografen mag das reine Spielerei sein, die sie nicht brauchen. Schließlich regelt ein guter Autofokus im Continous-Modus permanent nach, um das Model stets im Fokus zu behalten. Deutlich interessanter wird das ganze bei manueller Verwendung oder der Street-Photography.

Das Batis-Display kann immer-an, immer-aus oder nur bei manuellem Fokus aktiv sein. Gewiefte und geübte Street-Photographer stellen nämlich ihr Objektiv auf eine bestimmte Distanz ein, damit sie die Kamera im richtigen Moment nur noch hoch reißen müssen. Das Batis hilft dabei und zeigt die Entfernung bis in den Zentimeter-Bereich an sowie auch die Ausdehnung der Schärfeebene abhängig von der eingestellten Blende – also nochmal nützlicher als es eine analoge Skala sein kann. Ganz nebenbei ermöglicht das OLED-Display es auch, dass es – zum Beispiel in der Nacht – überhaupt abgelesen werden kann.

Die nicht ganz unberechtigte Frage taucht hier auf: Ja, wer fokussiert denn schon noch manuell? Das sind tatsächlich mehr Leute, als man glauben mag. Wem das leicht von der Hand geht, der verfährt damit schnell und präzise. Und was noch wichtiger ist: das Batis und die Sony-Kamera helfen dabei in einer traumhaften Kombination.

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Denn der Fokusring der Objektive fühlt sich an, als würde er auf warmem Nutella laufen. Absolut geschmeidig. Er bietet dabei auch eine Besonderheit, die Sony-bedingt ist. Denn je schneller man ihn dreht, desto schneller verstellt sich der Fokus – wird also beschleunigt – und wechselt sehr flott von nahen Motiven auf ferne. Wird der Ring jedoch langsam bewegt, bietet er fast 720 Grad Übersetzung und kann so äußerst genau verstellt werden.

Die Sony A7-Kameras spendieren derweil eine sich automatisch aktivierende Sucherlupe sowie Fokus-Peaking – damit ist das manuelle Fokussieren ein echtes Kinderspiel.

Wer das nicht möchte, kann sich dennoch auf den Autofokus verlassen. Der ist nämlich neu unter den Zeiss-Festbrennweiten für spiegellose Systemkameras und durchaus sehr flott und sehr leise.

Hinweis: Alle Bilder oben sind mit dem Batis 2/25 aufgenommen. Alle kommenden Bilder entstanden mit dem 1.8/85

Eigenschaften

Aus der Sicht eines Alltagsfotografen betrachtet, sind die von Zeiss gewählten Brennweiten richtig attraktiv. Es gibt ein gemäßigtes Weitwinkel von 25 Millimetern mit einer hohen Lichtstärke von 1:2 und als besonderen Leckerbissen eine optimale Porträtbrennweite: 85 Millimeter mit einer Offenblende von f1,8.

Interessant ist dabei noch, dass das Weitwinkel-Batis eine Naheinstellgrenze von nur 20 Zentimetern hat. Man kann damit also auch wirklich ungewöhnliche Perspektiven festhalten und sehr nah an ein Motiv heran gehen.

Performance

hands-on_zeiss-batis_25mm-slantÜber das OLED-Display habe ich bereits geschrieben – die Benutzung kann etwas knifflig sein, wenn man noch nicht daran gewöhnt ist und es einstellen will. Denn wie eingangs erwähnt, sind die Batis-Gehäuse rank, schlank und äußerst glatt. Nichtmal irgendwelche Schalter hat Zeiss dran gepappt. Die verschiedenen Modi der Displays müssen sich also anders umschalten lassen.

Dazu haben sich die Zeiss-Ingenieure etwas einfallen lassen. Gesteuert werden die Objektivmodi nämlich über den Fokusring. Ist ein Objekt fokussiert, muss der Ring etwa 360 Grad darüber hinaus gedreht werden, damit man im Menü landet. Hier stellt man dann durch Zurückdrehen den Anzeigebetrieb oder die Darstellungseinheit ein. Je nach Situation und Drehgeschwindigkeit kann sich der Übergangspunkt ändern – das muss man wissen und beachten, dann läuft das eigentlich ganz gut.

Über die Autofokus-Performance kann man kaum etwas Berichtenswertes schreiben. Wie bei CSC-Kameras üblich, funktioniert das Scharfstellen extrem rasant und zackig. Ich habe ja vorgestern die neue Sony A7R II in der Hand gehabt – die wird erst in ein paar Wochen auf den Markt kommen, aber mein lieber Mann – das Ding ist unanständig schnell und extrem präzise. Wenn die Zeiss-Optiken hier auch mithalten können, kommt man vor Lachen nicht mehr in den Schlaf. Und außerdem ist der Objektiv-Autofokus praktisch lautlos. Zumindest unhörbarer als manche Konkurrenzlösung.

Da ich mal wieder nichts detailliertes über die Auflösungsleistung sagen möchte und darf, beschreibe ich es so: Zeiss wollte mit den Batis nicht die gleiche Leistung erreichen wie etwa mit den Otus-Modellen. Dafür sollen sich die neuen in einer ganz anderen Preiskategorie und Gewichtsklasse bewegen. Aber auch die neuen Objektive stehen ihren Vorgängern in nichts nach und alle erhielten in den verbreiteten Tests ausgezeichnete Kritiken.

Erkennt man etwa beim Weitwinkel in ausgesprochenen Extremsituationen – harte Kontrastkanten und weit geöffnet – noch chromatische Aberrationen, so ist das 1.8/85 praktisch frei von jedem optischen Makel. Und wie bei Zeiss-Optiken inzwischen üblich, findet sich die sehr hohe Schärfe nicht nur in der Bildmitte, sondern auch an den äußersten Rändern.

Fazit

Ich muss es gestehen: Die Batis-Modelle sind in Verbindung mit den Sony A7-Kameras eine traumhafte Kombination. Klar, die OLED-Displays sind eine coole Ergänzung, braucht aber nicht wirklich jeder. Vor allem die engagierten Amateure, die sich Kamera und Objektiv kaufen, weil sie erschwinglich sind, werden darauf gut verzichten können und lieber den Automatiken vertrauen.

Können sie auch, denn da läuft praktisch nichts schief. Ich habe damit beispielsweise einen Ritterkampf im Serienbildmodus fotografiert. Die verwendete A7 Mark II reißt dabei fünf Bilder pro Sekunde runter und keines davon war unscharf. Im Gegenteil – jedes wirkte (aufgrund des lichtstarken Looks des 85ers) wie inszeniert. Ein Heidenspaß!

Aber auch die Fotos hier im Artikel zeigen eine ganz besondere Qualität der Optiken (und der Kamera). Sie wirken fast schon malerisch und grenzen vom Dynamikumfang her beinahe an HDR-Aufnahmen.

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Mehr!

  • Die Bilder oben kann man sich hier in Originalauflösung anschauen.
  • Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden.
  • Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.
  • Ausgewählte Arbeiten im mworkz.portfolio

5 Gedanken zu „Hands on: Zeiss Batis 2/25 & 1.8/85“

  1. Ja, was nun? Sollen wir umsteigen auf Sony ILCE (oder α oder wie das jetzt geschrieben wird) 7R II?

    Nachdem Sony den Pfad der „Quetsch-die-Kompression-bis-es-tropft“ verlassen zu haben scheint? Und der Verschluss die Seismographen in der näheren Umgebung locker lässt?

    Es rumort im Gerüchtepfuhl, mal abwarten, was aus der Ursuppe hochtreibt. Tatsächlich schaue ich in letzter Zeit dreimal länger hin, wenn wieder von Sony geschrieben wird. Abgesehen vom interessanten Bericht, finde ich Deine Bilder diesmal ganz besonders schwer zu ignorieren :) Sehr schöne Zeichnung haben die Linsen, das 85er ist echt erste Sahne.

  2. Danke für diesen Bericht. Ich mag besonders den Satz: „Denn der Fokusring der Objektive fühlt sich an, als würde er auf warmem Nutella laufen.“ :-)
    Ich kann es auch kaum erwarten, bis das 85er da ist – bestellt ist es und so warte ich jeden Tag auf den Anruf…..

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