Heute stelle ich euch eins meiner Lieblings-Preset-Packs vor. Vintrochrome bietet den geballten Retro-Charme und stößt die Tür zur #dunkelkammerkunst weit auf.
Vintrochrome ist ein bisschen anders als die bereits vorgestellten „VSCO Film“ und „Replichrome: Icon„. Die Presets sind nicht so genau, nicht so exakt, nicht so anspruchsvoll in Bezug auf ihre Entstehung. Aber sie machen umso mehr Spaß!
Vintrochrome
Unter dem Titel „Vintrochrome“ veröffentlichte das Team von HQLightroomPresets.com eins von zwei Preset-Packs, das den Retro-Charme zurück in die digitale Fotografie bringen soll.
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Preset-Packs handelt es sich aber nicht um stringente Filmsimulationen. Die einzelnen Presets sollen kein analoges Filmmaterial wiedergeben, sondern stattdessen das „Look and Feel“ der analogen Ära einfangen. Die Entwickler haben sich daher an den Bildeindrücken der Aufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten orientiert und ihn nachgestellt.
Das Paket, das es als „Vintrochrome 1.0“ zu kaufen und herunterzuladen gibt, enthält insgesamt 120 Presets, die aus dem oben genannten Grund auch nicht die Namen von Filmen tragen, sondern mit v1 bis v120 durchnummeriert sind. Neben visuellen Stilen sind auch acht Presets enthalten, die bestimmtes Filmkorn-Verhalten simulieren sollen.
Was mir bei den Profilen aufgefallen ist: fast alle Presets besitzen eine stark beschnittene Gradationskurve. Sowohl die Lichter als auch die Schatten sind fast immer beschnitten und kreieren dadurch einen recht flachen, eindimensionalen Look, in dem die Kontraste untergehen. Das meine ich keineswegs negativ – ich stehe total drauf. Man braucht aber auch das richtige Ausgangsmaterial dafür, damit es wirkt. Oder zieht manuell die Kurve wieder hoch, um mehr Spitzlichter und tiefere Schatten reinzuholen.
Kompatibilität
Auch Vintrochrome wurde für die RAW-Verarbeitungs-Engine von Adobe entworfen und ist daher für Adobe Photoshop Lightroom und Adobe Camera Raw unter Windows und Mac verfügbar.
Man bekommt 120 Film-Presets und weitere acht Grain-Control-Presets, die jeweils für JPG- als auch für RAW-Vorlagen optimiert wurden und mit Lightroom 2, 3, 4 und 5 kompatibel sind sowie ACR 7 und neuer.
Beispiel


Bei diesem kleinen Shooting mit Svenja hat eigentlich alles für einen coolen Look gepasst. Das ganze ist kein Hochglanz-Glamour, aber bereits dem Original-RAW sieht man eine schöne farbliche Harmonie an aus kühlen schattigen Tönen, schönen rosigen Hauttönen und sich fein isoliert absetzenden dunklen Klamotten.
Das Vintrochrome v111 kehrt genau das heraus und taucht das Bild in einen leicht wärmeren, orangen Ton. Das Ganze ist etwas heller und freundlicher, gleichzeitig Vintage durch die flachen orangen Lichter und der isolierende Effekt bleibt beibehalten.


Vintrochrome v117 ist einer der kräftigeren und radikaleren Schwarz-Weiß-Stile im Paket. Er kommt komplett mit beschnittenen Schatten, beschnittenen und flachen Lichtern und offensichtlich auch einer Vignettierung sowie grobem Korn. Richtig geil bei kontrastreichen Motiven, die einen rohen Reportage-Charakter bekommen sollen.


Das Bild mit Svenja auf dem Baumstamm ist fast schon zu „fertig“, um einen Filter drauf zu klatschen. Auch die obere der beiden Varianten kommt so direkt aus der Kamera und hat eine tolle Farbpalette. Nicht nur, dass alles zueinander passt – auch die ganz zarten Magenta/bläulichen Schatten und das hauchfein-gelbliche Licht im Gesicht geben einen ganz tollen Hautton.
Und dennoch: Ich stehe total auf das, was Vintrochrome v90 aus dem Bild macht. Die wesentlichen Charakteristika bleiben erhalten, aber es gibt mehr Kontraste und etwas kühleres Licht sowie einen insgesamt groberen Look.
Das würde mich echt interessieren: Was gefällt euch besser?
Meinung
Vintrochrome ist ein gewaltiges Paket mit einer gehörigen Portion Vintage und Retro drin. Ich liebe diese Presets, bin aber meist ein wenig überfordert von der Auswahl. Die 120 Presets sind ganz schön viel, manche ähneln sich natürlich stark. Aber man wird sie nie so richtig auseinander halten können, denn was nun genau V21 oder V22 machte, kann man sich auch nach längerer Zeit nicht einprägen.
Die Film-orientierten Sammlungen VSCO Film oder Replichrome gehen viel schneller in Fleisch und Blut über, denn sie sind besser sortiert und einfach weniger. Allein anhand der Film-spezifischen Bezeichnung weiß ich, dass ein „Fuji 800 + blue“ vermutlich stärkeres Rauschen hat als ein 400er, am „+“ erkenne ich, dass er gepusht wurde und am „blue“, dass der Weißabgleich zu kühl ist. Aus „v31“ lese ich all das nicht ab.
Dummerweise macht auch Lightroom die Verwendung ein bisschen weniger spaßig, denn es ist nämlich so: Lightroom ist dafür bekannt, nicht durchweg die beste Performance zu haben. Ich weiß nicht, wonach sich das richtet, aber die Vorschauen mancher Presets werden schneller geladen als die anderer. Und die Vintrochrome-Vorschauen laden deutlich langsamer als andere.
Daher mein Tipp: Die Presets in kleine Päckchen einteilen und auf mehrere Ordner verteilen. Das erleichtert das browsen und kostet weniger Elan, als wenn man eine Liste mit 120 Einträgen durchgehen muss, weil man was sucht.
Trotz allem: eine tolle Sammlung, die ich eigentlich nur empfehlen kann. Es sind ein paar wirklich coole Looks dabei, die man woanders nicht bekommt und die sofort atmosphärischere Fotos gestalten lassen.
#dunkelkammerkunst:
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Ein Gedanke zu „Dunkelkammerkunst 7: Vintrochrome“