Blog

Hands on: Tamron SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD

Festbrennweiten stehen auch weiterhin nicht auf Tamrons ToDo-Liste. Aber kompromisslose Zooms, die können sie.

Nicht falsch verstehen: Tamron bietet auch Festbrennweiten an. Zwei Makro-Vollformat-Modelle (darunter das SP 90mm F/2.8 Di VC USD MACRO 1:1, das ich hier getestet habe), die 21 aktuellen Zoomoptiken gegenüber stehen. Damit wird auch deutlich, was das Anliegen des Herstellers ist: flexible Linsenkonstruktionen mit möglichst viel Funktionen.

Normalerweise gehört auch die größtmögliche Kompaktheit auf die Feature-Liste bei Tamron. Für die Modelle der SP-Serie macht man allerdings eine Ausnahme. Hier steht die Abbildungsqualität im Vordergrund, die Bauform muss sich dem anpassen.

Das aktuelle Weitwinkelzoom, das SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD, ist ein richtig schönes Beispiel dafür. Es deckt einen Brennweitenbereich von 15 Millimetern ab. In dem pummeligen Gehäuse bringt Tamron üblicherweise aber mehr als 250 Millimeter unter.

2015-online_0475_hands-on_tamron-15-30_003

Eindruck

hands-on_tamron-15-30_slantBleiben wir doch gleich beim augenfälligsten Merkmal des Optik-Findlings: seinem Äußeren. Das ist nicht nur massiv, das fühlt sich auch so an. Die Außenhaut ist solide und scheint (ungetestet) auch mal einem harten Stoß widerstehen zu können. Das gilt auch für das vordere Ende, das durch eine fest integrierte Blende zusätzlich geschützt ist. Wirkungsvoll vor allem bei Fotografen, die zu faul sind oder es vergessen, die Streulichtblende anzuschrauben.

Der Durchmesser des Tamron beläuft sich auf ordentliche 9,8 Zentimeter, die Länge auf knapp 15 Zentimeter. Es begrüßt ein scheues Motiv also mit einer großen, lichtschluckenden Frontlinse und liegt auch großen Händen bequem in derselben. Die sollten allerdings kräftig sein, denn auch ohne volle Windeln bringt das neue Tamron-Baby 1,1 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage. Zusammen mit einer Vollformat-DSLR hat man also ein bisschen was zu schleppen.

Etwas zu schmal geraten ist – für meinen Geschmack – der Fokusring. Andererseits, wer nutzt den schon, wenn das Teil einen Autofokus hat? Trotzdem könnten er und der Zoomring gern etwas weiter auseinander liegen, denn sie fühlen sich sehr gleich an und können von „blinden“ Fotografen unter Umständen mal verwechselt werden.

Eigenschaften

Beim Zoomen muss man sich etwas anstrengen – bloßes Anhauchen reicht nicht zur Bedienung. Der Stellring ist etwas schwergängig, was bedeutet, dass man ihn nicht unsichtbar geschmeidig während dem Filmen bedient, wohl aber umso präziser, wenn es um die Feinjustierung beim Fotografieren geht.

Die Weitwinkelfotografie habe ich mir aufgrund meiner 50-Millimeter-Festbrennweite etwas abgewöhnt. Für mich ist der Zoombereich von 15 bis 30 Millimetern etwas seltsam. 15 Millimeter finde ich geil, weil es mich zum Umdenken bringt und mir neue Motive offenbart. 30 Millimeter finde ich schon fast wieder öde und langweilig – die Perspektive bin ich ja meist gewöhnt oder durchfahre ich flexibler mit einem 24-70er.

Bild: focus-numerique.com
Bild: focus-numerique.com

Für sich genommen macht die Sache aber dennoch Sinn. Denn das Weitwinkel-Tamron ergänzt ja die Reihe der 2.8er-SP-Tamrons, zu denen bereits ein SP 24-70mm F/2.8 Di VC USD und ein SP 70-200mm F/2.8 Di VC USD gehören. Insofern eine nützliche Ergänzung in den Weitwinkelbereich. Warum das neue kein 15-24mm-Modell ist? Oder stattdessen ein 15-70mm-Modell vorgestellt wurde? Letzteres hätte vermutlich Qualitätseinbußen bedeutet, ersteres ist ein okayer Kompromiss, wenn man sich das 24-70er sparen will.

Weitwinkelobjektive kommen für gewöhnlich ohne großartige Ausstattung daher. Zwar hat sich das Vorkommen von AF-Modulen inzwischen standardisiert, Bildstabilisatoren sucht man in dieser Objektivklasse allerdings sehr lange. Bis jetzt. Denn das 15-30er ist zu seinem Erscheinen (und jetzt auch noch, soweit ich weiß), das einzige Weitwinkelzoom mit Bildstabilisator und einer durchgängigen Offenblende von f2,8 in diesem Brennweitenbereich.

Wer der Meinung ist, dass er den Stabi nicht braucht, und lieber ein paar Euro weniger bezahlen würde, vergisst dieses Argument relativ schnell, wenn er das Ding benutzt. Denn es ist halt so verdammt angenehm, sich über das Scharfstellen keine Gedanken machen zu müssen.

Performance

Der Autofokus läuft schnell und bequem. Großartige Verzögerungen gibt es bei dem Brennweitenbereich eh keine, wenn man von nah auf unendlich fokussiert. Wie gerade eben schon proklamiert, wird man ihn bald zu schätzen wissen und ja, bei 30 Millimetern macht er durchaus Sinn. Vor allem, da man aufgrund der Offenblende schon Freistelleffekte realisieren kann und dann gerne mal genau scharfstellen möchte.

Beim Arbeiten hat mich nochmal ein wenig der Zoomring gestört. Er muss ganze 18 Glaselemente in 13 Gruppen bewegen und das geht nicht so soft geschmeidig von der Hand, wie man es sich manchmal wünschen würde. Aufmerksamen Fotografen, die unentdeckt das Nachbargrundstück ablichten wollen, wird ein leichtes schleifendes Geräusch auffallen.

hands-on_tamron-15-30_side

Unter den genannten Linsen ist ein sogenanntes XGM-Element, dessen Marketing-wirksame Abkürzung folgendes bedeutet: eXpanded Glass Molded Aspherical. Auf Deutsch also so etwas wie „asphärisches Blähglas“. Sagt zumindest Google Translate und meint damit in eine asphärische Form gegossenes Glas, das zusätzlich von Tamron behandelt wurde, um Bildfehler zu korrigieren. Das gelingt soweit ganz gut, die geometrische Verzerrung scheint erstaunlich niedrig. Farbkanten blinken vor allem bei 15 Millimetern und gleißendem Sonnenlicht ins Auge, hält sich abgeblendet aber sehr angenehm in Grenzen.

Fazit

Tamrons Verzicht auf eine gewisse Bandbreite an Festbrennweiten geht meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Dann kaufe ich die eben woanders und hole mir ein Zoom von einem Hersteller, der sich wirklich damit auskennt.

Wie auch die anderen 2.8er-Modelle kann ich das aktuelle SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD problemlos für alle empfehlen, die kein Problem damit haben, sich ein Kilo Glas an ein Kilo Kamera zu schrauben. Leuten, die Architektur mit Stativ fotografieren und sowas noch brauchen, fällt die Entscheidung sogar noch leichter, denn die können bei dem Preis (rund 1.200 Euro) nicht viel falsch machen.

Mehr!

  • Die Bilder oben kann man sich hier in Originalauflösung anschauen.
  • Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden.
  • Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.
  • Ausgewählte Arbeiten im mworkz.portfolio

2 Gedanken zu „Hands on: Tamron SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD“

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s