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Hands on: Panasonic Lumix GF7

Verspielt und zielgerichtet: Die Panasonic Lumix GF7.

Bei Panasonic gibt es neben der fast schon außenstehenden GH4 und der G5 drei Arten von Systemkameras: Kompakt, noch kompakter und Ultra-Kompakt. Namentlich die GX7, die GF7 und die GM5. Letztere ist als CSC praktisch schon kleiner als eine digitale Kompakte mit fest verbautem Objektiv und sollte eigentlich einen Warnhinweis tragen, dass man sie nicht aus Versehen einatmet.

Das war im Dezember/Januar, als ich die Kamera ausprobiert habe. Inzwischen hat Panasonic die Lumix GF6, für die ich vor zwei Jahren in Wien war, nochmals komprimiert und so das Gehäuse der neuen GF7 gepresst. Die ist nur unwesentlich größer als die GM5 und beweist damit zwei Dinge:

Erstens, Panasonic zeigt, wie klein und kompakt man Systemkameras überhaupt bauen kann. Und zweitens: Die Lumix‘ sind nicht mehr weit davon entfernt, samt Objektiv am Schlüsselbund getragen werden zu können.

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Eindruck

In Sachen Eindruck könnte ich jetzt weitere Winzigkeitsvergleiche anbringen. Werde ich wahrscheinlich auch, denn das ist wirklich das augenfälligste Merkmal. Und es hat interessante Auswirkungen.

Zum einen: Selbst Panasonic ist sich bewusst (und das ist auch bei Nikon ein inoffizieller Tenor, wenn man über die 1er-Kameras redet), dass die GF-Kameras so klein sind, dass großgewachsenere Europäer unter Umständen Probleme damit haben könnten. Die Hersteller sind sich also darüber im Klaren, dass ihre Geräte vorwiegend auf dem asiatischen Markt auf Interesse stoßen, da dort die Anwender (erwiesen, kein Vorurteil) kleinere Hände haben und auf extrem kompakte Geräte stehen.

Zum anderen scheint der „Schlankheitswahn“ der Kameras teilweise sogar die Nützlichkeit zu überwiegen. Die Geräte sind so klein, dass sie mit eigens entwickelten Kit-Objektiven geliefert werden, die nicht nur ebenfalls klein und extrem leicht sind, sondern auch nicht allzu dämlich daran aussehen. Denn die GF7 beispielsweise ist fast schon niedriger als der Durchmesser vieler größerer Panasonic-Objektive. Geschweige denn als die (Tele-)Zoomobjektive. Daran sieht die Kamera nicht nur dämlich aus, man könnte sie auch für einen Objektivdeckel mit Monitor halten und hat Angst, sie mit einem solchen Zoom zu verwenden, weil das Bajonett rausbrechen könnte, wenn man die Kombination falsch anfasst.

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Die Bauweise der GF7 spricht also eine deutliche Sprache: Nicht Profi, sondern Lifestyle. Sie wird nicht auf die Trab-Rennbahn gerichtet, sondern auf die Leute auf der Tribüne. Du brauchst sie nicht an anspruchsvolle Sport-Zooms ansetzen, sondern pack sie in die Handtasche, wenn du die Promenade entlang spazierst.

Und das finde ich irgendwo schade – denn aufgrund der Technik hat die GF7 soviel mehr drauf, als nur ein nettes Accessoire zu sein.

Eigenschaften

hands-on_panasonic-gf7_slantIrgendwo zwischen die gequetschten Innereien der Lumix hat Panasonic einen Four-Thirds-Sensor mit 16 Megapixel Auflösung gelötet. Das geht völlig in Ordnung, denn das ist aus meiner Sicht ein guter Kompromiss aus vergleichsweise hoher Auflösung, sehr guter Bildqualität und schneller Verarbeitungsgeschwindigkeit. Denn bei Dateien dieser Größenordnung ist die Kamera noch in der Lage, ihre zahllosen Spielereien schnell und frustfrei über die Bühne zu bringen.

Das Autofokussystem ist aufgrund der Kontrastmessung ohnehin ziemlich rasant und mit dem passenden Objektiv so mancher SLR überlegen. Dann hat Panasonic noch einen sogenannten Low-Light-AF-Modus dran gepappt, der bis -4 Lichtwertstufen fokussieren können soll. Dazu schmeißt die Kamera eine Art Restlichtverstärker an, um die Helligkeit kurz extrem hochzuknallen, zu fokussieren, und dann die eingestellten Belichtungswerte anzulegen. Dauert ein bisschen länger als mit AF-Hilfslicht, könnte aber nützlich sein, wenn man einem schnarchelnden Baby im Dämmerlicht nicht die Netzhäute verbrennen will.

hands-on_panasonic-gf7_backNoch eine Spielerei, die gar nicht mal so unclever ist: Die gewohnte Gesichtserkennung wurde dahingehend verfeinert, dass sie jetzt die Augen erkennt. Auch ansonsten bietet die GF7 japanisch-typisch viel Kinkerlitzchen und Kram. Mit dabei ist natürlich das Schwenkpanorama, das ziemlich flott und durchaus brauchbar erstellt wird, indem man die Kamera einfach von einer Seite auf die andere zieht. Da lassen sich dann auch 18 von insgesamt 22 „überflüssigen“ Filtereffekten drauf klatschen. Weniger nützlich, aber auch an Bord: Ist die Kamera per WLAN an ein Smartphone gekoppelt, löst sie aus, wenn das Mobilgerät am höchsten Punkt eines Sprungs ist. Oder eines Wurfs…

Performance

Da die Kamera in etwa so groß ist wie ein SLR-Sucher, hat sie natürlich keinen separaten. Den Job muss der Monitor übernehmen und der ist sogar richtig gut. Er hat zwar eine Auflösung von „nur“ rund 1 Mio. Bildpunkten, aber er reagiert in den meisten Lichtsituationen so schnell und flüssig, dass er verdammt nah an einen optischen Sucher rankommt. Nur in dunklen Umgebungen hinkt er nach und was mir ebenfalls negativ auffällt: Das LCD ist zwar berührungsempfindlich aber die Bedienelemente so klein, dass es schnell mal passiert, dass man zwei Buttons gleichzeitig antippt.

Das Benutzen der Kamera macht trotzdem Spaß, denn das kleine Ding ist wirklich schnell und bietet Bedienungskomfort. Wer es einmal raus hat, nicht alle Stellknöpfe aus Versehen gemeinsam zu bedienen, zoomt und drückt den Auslöser, ohne dabei eine nennenswerte Verzögerung zu bemerken. Wer es lieber manuell mag, dem helfen eine Sucher-Lupe, Zebra-Muster-Einblendung, eine Spitzlichter-Markierung und eine Fokus-Peaking-Funktion. Viel mehr Hilfestellungen gibt es eigentlich nicht – außer einem dritten Arm, der für dich die Kamera hält.

hands-on_panasonic-gf7_swivelWenn moderne kleine Kameras den Smartphones die Stirn bieten sollen, müssen sie auch bequemes Schießen von Selfies erlauben. Und ehrlich gesagt, finde ich es mit der Lumix GF7 sogar um einiges bequemer als mit jedem Smartphone. Erstens kann man den Monitor um 180 Grad nach vorne klappen – wichtigste Voraussetzung erfüllt. Die Gesichts- und Augenerkennung (erkennt linkes und rechtes Auge separat) sorgt dafür, dass es immer scharf ist.

Jetzt kommen die Vorteile gegenüber Telefonen: Der Button oben links auf der Kamera wird automatisch zum Auslöser, so dass sowohl Links- als auch Rechtshänder bequem auslösen können. Und das ist um Längen besser als beim Smartphone, denn ich muss nicht versuchen, das Teil zu halten und gleichzeitig auf dem Display rumtatschen. Und dann ist da natürlich noch der qualitative Aspekt – ein Selfie mit 16 MP Auflösung, wahlweise Weitwinkel oder leichtem Tele und mit Freistelleffekt ist einfach kein Selfie, sondern ein Porträt. Und das trotz weichzeichnendem Beauty-Filter, der sich bei der GF7 automatisch einschaltet.

Ansonsten ist die Panasonic eine kleine Rennmaus – mit fast 6 Bildern pro Sekunde liegt sie im Sprint auf Profi-Niveau und führt dabei noch den Fokus nach. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt dank elektronischem Verschluss 1/16.000 Sekunde und die Aufnahmemodi umfassen die Erstellung von Stop-Motion- und Time-Lapse-Animationen, bei denen Intervallaufnahmen automatisch zu kleinen Videoclips verrechnet werden können.

Fazit

Wie ich weiter oben schon schrieb: die Panasonic Lumix GF7 ist eine fortschrittliche Kamera mit moderner Technik, die in vielen Punkten gewöhnlichen Einsteiger-DSLRs überlegen ist. Das muss man ihr zugestehen. Allerdings geht das auf Kosten einer – meiner Meinung nach – nicht immer vorteilhaften Handhabung.

Das Ding ist einfach winzig und eignet sich daher vor allem für Frauen und Männer (und Kinder?) mit kleinen Händen und wahlweise Hand- oder Hemdtaschen zum Verstauen. Außerdem macht die Kamera fast nur noch Sinn, wenn man ebenso kompakte Objektive damit einsetzt.

Optimale Arbeitsumgebung für die kleine GF7: als Urlaubskamera auf Reisen oder bei Festen, Geburtstagen und in den Straßen, wenn man eine kleine und unauffällige Knipse mit viel Potenzial braucht.

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Mehr!

  • Die Bilder oben kann man sich hier in Originalauflösung anschauen.
  • Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden.
  • Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.
  • Ausgewählte Arbeiten im mworkz.portfolio

5 Gedanken zu „Hands on: Panasonic Lumix GF7“

    1. … sagte einst Elliot Erwitt und hatte damit nicht ganz unrecht. Zum immer-dabei-haben ist die kleine Panasonic auf jeden Fall eine ideale Kandidatin.

      Danke für deinen Kommentar, Fuchs und Gruß,
      ml

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