Get inspired by Art (GibA): Beth Moon und ihre etwas andere Portraitfotografie.
Manche Leute suchen sich ja die seltsamsten Hobbys aus. Es soll welche geben, die kleine bedruckte Papierzettelchen sammeln und sie in Alben kleben. Genauso „ausgefallen“ sind manchmal die Spezialgebiete, die sich Fotografen aneignen. Und das ist gut so, denn damit setzen sie oft Aspekte der Welt ins Licht, die sonst im Schatten geblieben wären.
Wie zum Beispiel Beth Moon, die Bäume fotografiert. Allerdings nicht irgendwelche.
Für ihre Serie „Portraits of Time“ hat die Fotografin die ältesten und majestätischsten Bäume abgelichtet, die es gibt. Oder zumindest die, die sie finden konnte. Denn wie sie erklärt, findet sie die Bäume durch eiserne Recherche. Um ihre Motive zu finden, nutzt sie historische und botanische Bücher, Baumverzeichnisse, Zeitungsartikel oder die Berichte von Freunden und Reisenden. Nicht alle ihre Fundstücke existieren jedoch noch. Moon stellt fest, dass viele der Bäume, die sie tatsächlich fotografieren konnte, nur überlebt haben, weil sie sich abseits der menschlichen Zivilisation befinden.
Und so reiste sie 14 Jahre lang in die entlegensten Gebiete der Erde; innerhalb der Vereinigten Staaten, aber auch in Europa, Asien, dem Mittleren Osten und Afrika. Für die Ausfertigung der Bilder nutzt Beth Moon das aufwändige Platin-Druckverfahren, das bereits 1873 erfunden wurde. Als Träger nutzt sie ein Baumwollpapier, das in Frankreich unverändert seit 1492 hergestellt wird. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie diese Methode der Ausbelichtung nutzt: Platin ist eines der stabilsten und unvergänglichsten Metalle. Ein Druck könnte theoretisch mehr als tausend Jahre überdauern ohne sich zu verändern.
Das ist für mich auch das faszinierende an den Bildern von Beth Moons Serie. Letztlich sind Bäume Lebewesen – auch wenn viele von uns sie nicht so wahrnehmen. Sie sind Lebewesen, wie auch wir welche sind. Die Exemplare, die Moon porträtiert hat, sind teilweise jedoch älter, als unsere geordnete Zeitrechnung. Sie waren schon da, bevor wir uns ihnen bewusst geworden sind. Und vielleicht sind sie es noch, wenn niemand mehr an sie denkt.
Copyright: Alle Bilder von Beth Moon, www.bethmoon.com
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Unwahrscheinlich beeindruckend!
Interessant, dass sie nur selten versuchte, den Baum als ganzes zu erfassen. Bei den riesigen Lebensformen auch schwierig, Struktur und Grösse in einem Bild unterzubringen – das schaffen wir ja nicht mal, wenn wir direkt davor stehen.
Ebenfalls interessant: Immer schönes Wetter. Gut so, denn das gibt mir nun auch Ideen.
Vielen Dank für diese Bilder!
Das finde ich auch enorm schwierig. Meiner Meinung nach kann man Bäume wie diese auch fast nur inszenieren statt einfach ablichten. Ich meine, für riesige Erscheinungen brauche ich unter Umständen ein Weitwinkel und dann ist schon künstlerische Freiheit gefordert, die bestimmt, wie weit das Ergebnis unrealistisch wird.
Freut mich, wenn was inspiratives dabei war, genau darum mache ich das :)
Gruß, ml
Ich liebe Fotos von Bäumen. Hab selbst auch sehr viele…natürlich nicht mit dieser Aussagekraft…
Hallo lunochod!
Nagut, für diese Aussagekraft braucht man auch mehr als einen gewöhnlichen Baum, schätze ich. :)
Aber ich finde es spannend, was manche Fotografen sich so als Spezialgebiete vorknöpfen. Da ist immer was ungewöhnliches dabei aus dem sie dann etwas Besonderes machen.
Gruß, ml
wow, diese bilder sind beeindruckend!