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photokina 2014

Nu isse fast vorbei – die diesjährige Ausgabe der größten internationalen Messe rund ums Bild. Als ich dort war, habe ich live von der Messe getwittert, hier gibts noch ein paar mehr meiner Eindrücke.

Vor zwei Jahren war ich das erste Mal in Köln auf der photokina. Da jedoch eher auf eigene Faust und aus purer Neugier. In diesem Jahr war mein Besuch beruflich motiviert. So konnte ich zwar nicht umher schlendern, doch habe ein bisschen was vom Geist der Messe und der Aussteller mitbekommen.

Offengestanden: Die Befürchtungen waren groß, eine eher verhaltene Stimmung vorzufinden. Die Branche musste im Laufe der letzten Monate einsehen, dass mit digitalen Kompaktkameras kein Geld mehr zu verdienen ist. Die entsprechende Zielgruppe fotografiert stattdessen mit Smartphones. Als Notlösung schicken die meisten Hersteller sogenannte Premium-Kompaktkameras ins Rennen. Das sind teurere, besser ausgestattete und handliche Geräte, die den Verbrauchern klar machen sollen, dass man mit kleinen Geräten verdammt gute Bilder machen kann, auch wenn sie nicht telefonieren können.

Opas und Omas

Fast jeder Hersteller hat so etwas im Angebot. Ganz frisch eingestiegen in diesen Markt ist auch Canon, die die PowerShot G7 X vorgestellt haben. Das ist genau eine von zwei Kameras, die der Gigant im Fotomarkt präsentiert hat. Das andere Modell ist die EOS 7D Mark II – eine SLR, die schon vor rund zwei Jahren hätte erscheinen müssen. Der insofern etwas enttäuschende Auftritt war durchaus Messegespräch. Nicht viel weniger behäbig gab sich Nikon. Zwar war das Portfolio etwas größer, doch auch hier wurden im Grunde nur Zwischenversionen der üblichen Produktserien vorgestellt. Immerhin wird der Einstieg ins Vollformat mit der Nikon D750 sehr attraktiv (2.700 Euro inkl. mittelmäßigem Standardzoom).

Die jungen Wilden

Mehr Gas gaben mal wieder „die Jungen Wilden“ wie Sony oder Samsung. Echte Messeneuheiten gab es bei Sony zwar nicht (die A7S kam ja bereits kurz zuvor), aber am Stand konnte man sich davon überzeugen, dass der Hersteller weiß, wie man Kameras für junge Leute baut, mit der A7-Serie einfach mal dem SLR-Segment in die Parade fährt und mit professionellen Camcordern zeigt, was technisch alles so geht.

Interessant – und ebenfalls Messegespräch – war der Samsung-Stand. Er kam professioneller und weniger verspielt rüber als noch vor zwei Jahren. Und man konnte auch deutlich sehen, dass hier eine Menge Kohle investiert wurde. Warum auch nicht, denn mit der Samsung NX1 hat der koreanische Hersteller mal eben das interessanteste Produkt der Messe vorgestellt. Das neue CSC-Flaggschiff konnte ich ganz kurz ausprobieren. Ihr wisst, dass ich immer noch Vorbehalte gegen elektronische Sucher habe, aber eine solche Lösung wie in der NX1 habe ich bisher auch noch nicht gesehen. Das ist wirklich State-of-the-Art und ich möchte fast behaupten, dass auf dieser Messe die Überlegenheit analoger Optik geknackt wurde.

Überhaupt ist die ganze Kamera sehr professionell gestaltet (hat u.a. als erste CSC ein zweites Display oben) und sie ist schnell. Verdammt schnell. Der Autofokus besitzt ganze 205 Messpunkte, die bis fast an die Ränder rund 90% des Bildfelds abdecken. Sie schießt bis zu 15 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung und mit Fokusnachführung(!) und sie zeichnet 4k-Video auf. Gut, die 28 Megapixel versammeln sich auf einem APS-C-Sensor, also keine Gefahr fürs Vollformat. Aber unterhalb dieser Riege sprengt die NX1 einfach mal die gesamte Konkurrenz ins Nirvana.

Video: 4k, 6k, 8k

Interessant war auf jeden Fall auch die Gegenwart so vieler Firmen, deren Hauptanliegen das Filmen ist, während die Fotohersteller langsam 4k-Video in ihre Kameras integrieren. Unter anderem war Blackmagic Design mit dem gesamten Sortiment vor Ort. Die haben unter anderem die beeindruckende URSA, einer professionellen Videokamera, deren Qualität (und Preis) einem die Tränen in die Augen treibt. Das ist übrigens positiv gemeint, denn professionelle Filmqualität auf höchstem Niveau für rund 5.000 Euro ist fast schon eine Frechheit.

Wie angekündigt war ja auch RED Digital da, die ich auch besucht habe. Und wie ich schon vermutete, stellte man den aufsehenerregenden Dragon-Sensor vor. Glücklicherweise sind die passenden Geräte noch schlicht zu teuer, um ernsthaft die Foto-Produktion zu gefährden, aber das Unternehmen hat spannende Pläne – auch wenn sich die Gerüchte einer RED-Mittelformatkamera nicht bestätigt haben.

Spaß gemacht haben dann auch noch meine Besuche bei den Objektivherstellern. Bei Sigma war das ganz frische 150-600er Sports zu sehen. Nachdem Tamron dieselbe Brennweite (mein Test hier) herausgebracht hatte, war das nicht wahnsinnig überraschend. Aber dennoch: das Teil fühlt sich verdammt gut an, hat einige wirklich clevere Features und spielt daher auch in einer anderen Preisklasse. Eigentlich also keine echte Konkurrenz zum Tamron, aber Sigma wird vermutlich erst nächstes Jahr eine abgespeckte Variante zu einem Preis herausbringen, der dann auch für Jedermann erschwinglich ist.

Tamron lässt sich davon aber nicht überfahren: Mit dem 28-300mm hatte man bereits ein hochspannendes Megazoom für Vollformat(!)-Kameras vorgestellt und das angekündigte SP 15-30mm F/2.8 durfte ich bereits in der Hand halten und bin super gespannt, denn es fühlt sich wirklich gut an und könnte endlich eine sinnvolle Ergänzung zu den üblichen Standard-2.8ern (Test) und Tele-2.8ern (Test) werden.

Bei Zeiss gabs die neuen Loxias für Sony A7-Kameras sowie Objektivputztücher. Und das ist auch gut so, denn hinter den Kulissen durfte ich Hand an das neue 85er 1.4-Otus legen. Ich hatte hier im Blog bereits über das Vorgängermodell (Otus 1.4/55) geschrieben, das bis dato vermutlich die beste Optik gewesen ist, die ich je benutzen durfte. Das neue 85er klebte an einer frischen Nikon D810 (Test) und das ist einfach eine tödliche Kombination. Ganz ehrlich, der Unterschied zum Mittelformat verdampft damit nahezu in der Mittagssonne. Ich musste mich echt beherrschen, die Professionalität eines Redakteurs beizubehalten und kann den Tag kaum erwarten, an dem ich es selbst mal ausgiebiger testen darf.

Insgesamt ein positives Erlebnis

Wie gesagt: insgesamt eine schöne Messe, die deutlich positiver eingestellt war, als zu Beginn vermutet. Leider zeigen die großen Player der Branche noch immer Behäbigkeit und Innovationsarmut, aber da ist noch viel frischer Wind, der von den jungen Konkurrenten rüberweht. Ach ja, zum Beispiel von Panasonic, ganz vergessen. Die haben ihre Strategie nun gewechselt, was den Widerstand gegen die Smartphones angeht. Sie bieten mit der LUMIX Smart Camera CM1 einfach ein eigenes an. Auch das soll den High-End-Sektor bedienen und wird als Premium-Kompaktkamera mit Smartphone-Funktionen kommuniziert. Man darf gespannt sein, was daraus wird.

Schande über mich: auch ich bin mit dem Smartphone unterwegs gewesen. Man wird es an den Bildern hier im Artikel vielleicht bereits gesehen haben. Ich habe mir ein Nokia 1020 geschnappt und ein paar Bilder zwischendurch gemacht, die ich dann auch live am Messe-Dienstag und -Mittwoch getwittert habe. Man möge mir verzeihen, denn ich wollte bei der Rennerei von einem Termin zum nächsten nicht auch noch eine SLR mit rumschleppen. Neun Stunden pro Tag auf den Beinen mit ständigen Gesprächen dazwischen verlangen ihren Tribut.
Für die, die interessiert, warum es das Lumia 1020 sein musste: das Teil hat einen robusten Akku, der mich trotz vieler Knipsereien durch den Tag bringt, es hat außerdem einen Kameragriff mit praktischem Auslöser und zusätzlichem Akku und es kann neuerdings sogar RAW-Fotos im DNG-Format schießen. Ist schon ziemlich cool.

Und ihr so?

Jetzt möchte ich natürlich noch wissen, was ihr so meint. Seid ihr auch auf der photokina gewesen? Falls ja, was ist euer Eindruck, was fandet ihr am interessantesten oder was vermisst ihr? Und falls ihr Fragen habt, natürlich auch rein damit in die Kommentare.

Mehr!

  • Alle Bilder oben habe ich mit dem Nokia Lumia 1020 aufgenommen. Wer meinen Test zum Gerät lesen möchte, klickt bitte hier.
  • Meine Fotos von der photokina 2012 sind hier zu finden.
  • Und die Bilder von der photokina 2014 – gesammelt und auf Google+ findet ihr hier.
  • Meine ganze Fotografie und Digital Art verpackt mit Worten.
  • Ausgesuchtes im mworkz.portfolio

3 Gedanken zu „photokina 2014“

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