In dieser Woche wurden die Gewinner des World Press Photo Award 2013 offiziell bekannt gegeben. Ich kenne die Fotos schon ein paar Tage länger, doch immer, wenn ich sie anschaue, bekomme ich hier und da Gänsehaut.
Zum World Press Photo Award schicken (Foto-)Journalisten der ganzen Welt Ihre Bilder, um sie an dem Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Zur letzten Runde wurden von 5.754 Fotografen aus 132 Ländern ganze 98.671 Bilder eingereicht. Nicht nur für die Teilnehmer ist der Gewinn die wichtigste Auszeichnung der Branche.
Doch was macht ein gutes Pressefoto aus? Die Jury, die unter anderem aus Fotografen und Redakteuren besteht, drückt es so aus: Sie suchen nach dem gleichen Inhalt, den ein gutes Buch oder ein Film besitzt. Nach einer vielschichtigeren Bedeutungsebene. Nach Bildern, die eine Geschichte erzählen, neugierig machen und Dinge anregen, über die man vorher noch nicht nachgedacht hat.
Der Gesamtsieger

Das Gewinnerbild des World Press Photographers 2013. Es zeigt somalische Flüchtlinge, die fern der Heimat nach einem Handysignal suchen, um nach Hause zu telefonieren.
Weitere Gewinner

In der Turnhalle einer verlassenen Schule haben sich syrische Flüchtlinge einquartiert. Sie können nirgendwohin, denn ihr Land versinkt im Chaos und Griechenland hat die Einreisebedingungen verschärft.

Überlebende des Taifuns Haiyan ziehen durch die Trümmer ihrer Heimat und tragen heilige Gegenstände mit sich.

Tomasevic war dabei, als syrische Rebellen in Damaskus in ein Gefecht verwickelt wurden. Er fotografierte weiter, während neben ihm Männer verwundet wurden und später daran starben.

Eine Frau mit ihren zwei Kindern verstecken sich. Tony Hicks schlich sich in das Kaufhaus in Nairobi, während es von somalischen Dschihads angegriffen wurde.

Gangster-Banden und Drogenkartelle bestimmen die Nacht in Saltillo, Mexiko. In den frühen Morgenstunden entdecken Polizisten fünf Leichen.

Lewkowicz fotografierte eine Reportage über häusliche Gewalt. Der Mann stellte seiner Frau ein Ultimatum: Entweder er schlägt sie vor der Kamera oder spricht mit ihr in einem anderen Raum unter vier Augen…

Burmesische Rebellen trinken und singen auf einer Beerdigungsfeier zu Ehren ihrer Gefallenen.

Holgersson porträtierte die Heptathlon-Athletin Nadja Casadei, die an Krebs erkrankt ist. Die ganze Bilderserie dazu ist äußerst eindrucksvoll.

Die fünf Jungen fand und porträtierte Brent Stirton in einer westbengalischen Missionsschule Indiens. Sie wurden mit Albinismus und blind geboren.
Das sind nur einige wenige Bilder der jeweiligen Gewinner. Viele von ihnen sind Teil einer Serie und zahlreiche Gewinner habe ich gar nicht aufgegriffen. Wer mag, kann sich alle Preisträger und deren Werke hier ansehen.
Tolle Bilder, eindrucksvoll. Und es zeigt viel Leid und Gewalt. Was mir zeigt, dass die Dokumentation, der richtige Moment entscheidend ist.
Und nicht die Technik, wobei hier beides stimmt.
Ich weiß allerdings nicht ob ich in diesem Moment fotografiert werden möchte. Und in welchem kulinarischen Rahmen diese Fotos ausgesucht werden, weiß ich auch nicht… Dennoch großartig.
Fairerweise muss man hinzufügen, dass auch ganz „harmlose“ und „banale“ Fotos ausgezeichnet wurden – von Sportfotografen etwa. Aber der Großteil enthält Themen wie die obigen. Und das ist auch ganz klar, wenn man sich die Kriterien der Jury ansieht, die ich genannt habe. In jedem Fall ist, wie du sagst, der Moment ganz entscheidend.
Du weißt nicht, ob die in diesem Moment fotografiert werden möchtest? Ich behaupte mal, das zählt nicht. Denn der Moment passiert einfach, ist nicht geplant. Und genau das fangen diese Pressefotografen (meistens) ein.
Gruß, ml
Da zeigt sich wieder in jedem Gewinner, wieviel Kraft im Bild liegt. Die Erfindung der Kamera hat schon die Welt verändert.
Einige Fotografen sind todesmutig, aber im gewissen Maß natürlich auch skrupellos. Muss man glaube ich sein.
Ich möchte auch mal gern wissen, wie hier manchmal das Persönlichkeitsrecht gehandhabt wird.
@autopict: Guter Punkt mit dem „kulinarischem Rahmen“.
Hallo Ray!
Das hat mich auch so gefesselt – die Kraft, die in vielen Bildern liegt. Und das trotz oder dank ihrer oftmals sehr großen Einfachheit. Zum Beispiel die Reportage von Carla Kogelmann. Simples Schwarzweiß, einfache Szenen, brilliante Bilder.
Klar, eine gewisse Skrupellosigkeit muss man haben. Sonst könnte man den Job nicht machen. Genau wie Chirurgen, bei denen es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie einen Patienten unter ihren Händen verlieren. Das mit dem Persönlichkeitsrecht ist relativ einfach – den abgebildeten ist bewusst, dass Bilder von ihnen veröffentlicht werden, weil sie wissen, was ein Pressefotograf ist. So zumindest der Plan…
Gruß, ml
Großartige Serie. Danke für den Link! Wie einfach eine Aussage sein kann…
Das mit dem Persönlichkeitsrecht ist natürlich sehr einfach ausgelegt. Man sagt nichts (schlägt ja gerade eine Granate ein), also sagt man zu. Aber, ist ja auch egal. Ich weiß gar nicht, wie das Recht in anderen Staaten überhaupt verankert ist.
Danke für den Link. :)
Der kulinarische Rahmen ist ein gutes Stichwort. Die Vorstellung, dass eines dieser Fotos bei Sekt und Kaviar gefeiert wird, dreht mir den Magen um.