Den Begriff „Vollformat“ hören Foto-Interessierte in letzter Zeit öfter. Denn die Kamerahersteller wollen entsprechende Geräte an eine Käuferschicht bringen, die bisher noch wenig damit anfangen konnte. Auch mich haben Bitten erreicht, doch mal zu erklären, was das ist und ob man das unbedingt haben muss.
Wer wirklich gar nichts damit anfangen kann: Vollformat ist die Bezeichnung für die Größe eines Kamerasensors. Wäre schön einfach, wenn das die einzige Größe wäre. Ist aber natürlich nicht so. In DSLR-, CSC- und Kompaktkameras haben die Hersteller noch viele weitere Sensorgrößen reingequetscht. Die neben dem Vollformat am weitesten bekannte dürfte APS-C sein. Darum, und weil sie historisch sehr nah verwandt sind, habe ich diese Artikelreihe „Vollformat vs. APS-C“ genannt.
Kleinbild
Einige der Leser von mworkz.net gehören zu einer Menschengattung, die in den nächsten Jahren elitär und in den Jahrzehnten darauf komplett aussterben wird. Ich gehöre ebenfalls dazu, zu den Fotografen, die noch mit analogen Kameras und echten Filmen gearbeitet haben. Aber selbst wir erinnern uns natürlich nicht an die Anfänge der Fotografie. Und das, obwohl sich die Gesetzmäßigkeiten und grundlegenden Prinzipien trotz aller rasanten Entwicklungen nie geändert haben. Auch die neuesten und modernsten Digitalsensoren heutiger Kameras richten sich etwa beim Formatfaktor nach Regeln, die vor rund hundert Jahren aufgestellt wurden.

Als Fotografen noch Platten belichteten, begannen noch andere Bilder ihren unaufhaltsamen Siegeszug. Bewegte Bilder, die in einer Erfindung namens „Kino“ gezeigt wurden. Filme wurden Ende des neunzehnten Jahrhunderts immer beliebter, es wurden sehr viele gedreht und damit wurde auch das Filmmaterial selbst immer günstiger. Das brachte einen deutschen Feinmechaniker auf eine Idee. Und so entwickelte er in den Jahren 1913/14 eine Kamera, mit der man das Filmmaterial nutzen konnte, um Standbilder zu machen. Der Mann arbeitete im Auftrag der Firma Leitz, hieß Oskar Barnack und die Kamera ist heute bekannt als die sogenannte „Ur-Leica„.
Das besondere war, dass Barnack den Film nicht wie in eine Filmkamera längs einlegte, sondern quer belichtete. Daraus ergab sich eine Aufnahmefläche von 36 Millimetern Breite und 24 Millimetern Höhe, das Seitenverhältnis betrug 3:2 und das Format nannte man Kleinbild. Dadurch, dass so ein kleiner Film belichtet wurde und keine Platten, wurde die Kamera handlich. Und dadurch, dass durch den Aufstieg der Kinofilme das Filmmaterial eher günstig war, gelang der Ur-Leica ein Siegeszug, der die Fotografie für „Jedermann“ überhaupt erst ermöglichte. Das Kleinbild wurde damit zum Quasi-Standard, an dem sich die Fotografie seit einhundert Jahren orientiert.
Noch-kleiner-Bild
Erst im Jahr 1996 gab es ernsthafte Bestrebungen, eine echte Alternative zum Kleinbild zu etablieren. Und im Zuge dessen führten die Firmen Kodak, Fujifilm, Minolta, Canon und Nikon ein neues Filmformat ein. Der sogenannte APS-Film war kleiner, komfortabler und erreichte eine höhere Schärfe als bisherige Kleinbildfilme. Es handelte sich immer noch um einen Film auf chemischer Basis, doch von den entsprechenden Kameras konnten auch digitale Infos wie etwa das Aufnahmedatum oder die Anzahl der Bilder erfasst werden.
Der APS-Film hatte stets dieselbe Größe, konnte aber in unterschiedlichen Seitenverhältnissen belichtet werden. Die volle Negativ-Größe betrug 30,2 mal 16,7 Millimeter (16:9 Seitenverhältnis) und wurde als APS-H bezeichnet. Dem Seitenverhältnis des Kleinbildfilms (3:2) entsprach der APS-C-Film mit einer Länge von 25,1 Millimetern und einer Höhe von 16,7 Millimetern. Das APS-P-Panoramaformat 3:1 nahm eine Fläche von 30,2 mal 9,5 Millimetern ein.
Meine erste Kamera war eine Kompakte mit APS-Film. Wenn ich ein Panorama schießen wollte, legte ich einen Hebel um und im Sucher klappten oben und unten ein schwarzer Balken aufs Bild. Hat für mich keinen Sinn ergeben, warum das ein Panorama sein sollte – für mich war das nur ein beschnittenes normales Bild. Immerhin gab es nach dem Entwickeln bei der Drogerie diese kleinen Kärtchen, auf denen man alle Fotos auf einmal sehen konnte. Der APS-Film kam also mit Vor- und Nachteilen. Vielleicht hätte er sich irgendwann durchgesetzt, aber er kam zur falschen Zeit.
Digitalbild
Denn kurz nach Vorstellung des APS-Formats kamen auch sogenannte digitale Kameras auf den Markt. Und obwohl diese einige Dinge ganz anders machten, orientierten auch sie sich an ihren filmbasierten Vorgängern.
Soviel zum geschichtlichen Abriss, liebe Leute. Damit wollte ich kurz die Grundlagen schaffen, damit ihr versteht, woher all die Begriffe kommen, die ich euch im nächsten Beitrag dieser Reihe vor die Augen schleudern werde. Denn darin wird es dann um die Sensorformate heutiger Digitalkameras gehen.
Ein wirklich interessantes Thema, wo ich sicherlich noch einiges von dir lernen kann. Mich reizt es ja schon länger, meinem Vater die Nikon F90 ( glaub ich ) zu entführen und es selbst mal analog zu probieren, aber irgendwas hält einen ja doch immer ab ;)
Danke dir, Sarah!
Naaa, schauen wir mal, ob das klappt. Ich wollte einfach mal die absoluten Grundprinzipien darlegen, damit man verstehen kann, wo eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Sensorformaten ist. Ja und in Teil 3 ufert das ganze dann etwas aus, weil ich dann zu den Auswirkungen komme…. :)
Bestimmt die F90, legendär verbreitet gewesen, das Ding. Mein Rat? Tu’s einfach! Nichts geht über das Gefühl, sich Gedanken vor der Aufnahme machen zu müssen, zu hoffen, dass alles richtig war und dann auf die entwickelten Fehlbelichtungen warten zu müssen. *grins*
Ohjejohjeh, ich glaub ich hab schon wieder Angst dass mein Bedürfnis-Gen geweckt wird…. *zitter*
;)
Ohjeohjeohje, autopict – nicht, dass ICH dann in nächster Zeit die Rechnungen kriege :P
Ich habe versucht, die Geschichte sachlich anzugehen und nicht zu oft zu schreiben „Vollformat is soooo viel geiler.“
Gruß, ml