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Hands on: Pentax K-3

Keine einzige Schneeflocke hier seit der Kalender behauptet, es sei Winter. Darum bin ich vor ein paar Tagen so lange und so weit gefahren, bis ich Schnee gefunden habe. Mit dabei: die Pentax K-3

Pentax hat es ja bekanntlich nie so sehr wie andere Firmen geschafft, auf dem westlichen Markt Fuß zu fassen. Wissen wir. Die Kameras waren immer irgendwie Außenseiter und wurden – ja, wirklich – von Canon- und Nikon-Fotografen gerne mal überheblich belächelt.
Tja – meine erste digitale Spiegelreflex war die Pentax K20D. Ich habe sie bis zum Pixeltod geliebt und ihre Nachfolgerin wurde eine Pentax K7. Vielleicht meine wichtigste Kamera, denn mit ihr bin ich groß geworden.

Der Bericht über das aktuellste Flaggschiff des Herstellers könnte also ein klein wenig subjektiv sein – seid gewarnt! :)

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Eindruck

Beim Erzählen über Pentax-Kameras komme ich immer leicht ins Schwafeln, wie ihr schon gemerkt haben dürftet. Das habe ich auch beim Hands-on-Bericht über die K-50 gemacht und werde deshalb hier nicht so viel über Hersteller, Geschichte und die Marktposition von Pentax faseln. Als wichtigste Erkenntnis soll gelten, dass Pentax eine Not zur Tugend gemacht hat und seine Spiegelreflexkameras vor allem mit Wetterfestigkeit versieht. Der Hersteller will tadellose Bildqualität in robustem Gehäuse liefern. Perfekte Kombination für meinen Winterschlammschneewaldspaziergang.

Konsequenterweise gilt das natürlich auch für das neue Flaggschiff. Dabei handelt es sich leider immer noch nicht um ein Vollformatmodell, aber sonst ist alles drin, dran und drum, was ein Fotograf so braucht.

Eigenschaften

Wie gesagt: Wetterfest. Meine K7 damals habe ich immer skrupellos mit raus in den Regen genommen und das macht auch der K-3 nicht das geringste aus. Dafür sollen 92 Dichtungen sorgen, die in das Gehäuse aus Magnesiumlegierung integriert sind. Konkret heißt das: Unterwasseraufnahmen im Bikini-Atoll sind keine so gute Idee, Weitwinkelfotos direkt neben dem sprudelnden Wasserfall sind aber kein Problem. Schlammspritzer und anschließendes Saubermachen mit der Gießkanne geht auch mal in Ordnung.

pentax-k3-backToll finde ich an den inneren Werten der K-3, dass man sich getraut hat, höhere Auflösungen anzugehen. Der Sensor bietet 24 Megapixel, folgt dabei aber auch einem Trend der letzten Monate. Denn wie bei aktuellen Nikon-SLRs oder auch der K-5II fehlt der Tiefpassfilter. Zwecks maximaler Schärfe – ihr wisst das, habe ich irgendwo schon mal erklärt (wenn nicht, bitte nochmal fragen). Ihr wisst auch, dass sich dadurch theoretisch die Gefahr von Moiré-Effekten erhöht und da hat sich Pentax was Neues einfallen lassen. Statt also einen extrem filigranen Filter vor den Sensor zu schrauben, der zwangsläufig die Schärfe verringert, setzt die Kamera auf einen Software-Filter, der eventuelle Moirés rausrechnet. Wie gut das funktioniert, kann man nur erahnen. Vermutlich wissen nur die Ingenieure genau Bescheid. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen: ob ohne echtem Tiefpassfilter oder mit Software-Lösung – Moiré-Effekte sind echt schwer zu forcieren.

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Neu ist auch das Fokus-Modul, das wirklich flott ist. Schade in dem Zusammenhang, wenn man auf ein Kit-Objektiv oder eine wenig hochwertige Linsenkonstruktion angewiesen ist. Denn der Autofokusmotor war echt laut und die ganze Kombination ruckte fast schon merklich beim Scharfstellen. Daran zeigt sich auch, wie beherzt das Gerät zupackt in fast allem, was sie tut. Zwei Pentax-Eigenheiten sind natürlich auch an Bord, auf die ich gern hinweise: zum einen bietet der optische Sucher volle 100 Prozent Bildfeldabdeckung und zum anderen erfolgt die Bildstabilisation in der Kamera. Das heißt, die Objektive können günstiger sein, für ein ruhiges Bild flattert der Sensor im Gehäuse hin und her. Auch hier hat Pentax sich noch etwas Neues einfallen lassen. Nämlich Horizont-Korrektur mittels Sensor-Shift.

Stellt euch vor, ihr filmt mit der Kamera. Vor euch stehen fünf Basketball-Spieler und ihr müsst die Kamera hochhalten um nach vorne zu filmen (oder zu fotografieren). Was passiert? Ohne es zu merken, haltet ihr die Kamera schief. Ausgleichen könnt ihr das nicht, weil ihr nicht daran denkt. Die Kamera aber schon.
Bis zu einem gewissen Grad dreht sich der Sensor gegen die Kipprichtung und gleicht damit euren verkanteten Arm aus. Tolle Idee, kann man nix sagen. Funktioniert zwar nur um wenige Grad Abweichung, aber das kann reichen, um ein eventuell leicht schief stehendes Stativ zu kompensieren. Übrigens – in Verbindung mit einem GPS-Modul kann der Sensor durch Drehbewegung sogar bei Astroaufnahmen dem Lauf der Sterne folgen und so Startrails verhindern. Cool.

Performance

Ich habe mir damals eine Pentax gekauft, nachdem ich viele Modelle ausprobiert habe und feststellte, dass diese Geräte auf „besondere Art“ mit Licht umgehen. Erklären kann ich das nicht – heute würde ich vielleicht sagen, dass sie einen hohen Dynamikumfang haben, die Belichtung sehr genau berechnet wird und der Weißabgleich so gut wie immer stimmt. Aber weil ich seitdem so viel gesehen habe, fällt mir das auch nicht mehr auf.

Was mir auffällt, ist, dass die K-3 meiner „alten“ K7 deutlich überlegen ist und das macht mich schon ein bisschen stolz. Die Pentax muss sich fotografisch in keiner Weise hinter der Konkurrenz verstecken. All die einzelnen Teile – Belichtungsautomatik, Fokusmessung, hochauflösender Sensor, flotter Prozessor und Bildstabilisator – greifen prima ineinander. Mit 8,3 Bildern pro Sekunde liegt sie im Vergleich zur Konkurrenz sehr weit vorne und trotz der höheren Auflösung beweist sie ein sehr gutes Rauschverhalten. Hier hat Pentax also auch einiges verbessern können.

Erwähnenswert finde ich noch den doppelten SD-Kartenschacht und auch mit einer minimalen Verschlusszeit von 1/8.000 Sekunde liegt sie auf Profi-Niveau. Neben vielen Kleinigkeiten, die ich an den Kameras schätze (Intervallaufnahmen, Auslöser muss im Bulb-Modus nicht gehalten werden, Bracketing-Einstellungen lassen sich extrem weit fächern, …) muss man aber auch zugeben: obwohl sie Pentax‘ Flaggschiff ist, kann sie noch nicht ganz in der Profi-Liga anderer Hersteller mitspielen.
Das ist manchmal echt ein wenig ärgerlich. Denn die oben angesprochene Software-Lösung als Ersatz für den Tiefpassfilter funktioniert solange prima, bis man filmt. Im Videomodus kennt man besseres in dieser Preisklasse. Hätten sie das hinbekommen, einen klappbaren Monitor dran gepappt und vielleicht ein WLAN-Modul reingewürgt, dann wäre die K-3 eine gefährliche Alternative, denn in so einigen Bereichen der Konkurrenz voraus gewesen. Zu letzterem hat sich Pentax allerdings etwas einfallen lassen. Mit einem separaten WLAN-Modul in Form einer SD-Karte kann die Kamera komplett ferngesteuert werden. Keine schlechte Lösung, denn dank des doppelten Schachtes, kann man Raw-Bilder auf eine Karte speichern und die voll aufgelösten JPGs an den PC oder das Smartphone übertragen.

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Versteht mich nicht falsch – Klappmoni und WLAN brauche ich selbst nicht, aber die Konkurrenz baut sowas ein und kann dafür nicht die wetterfesten Pentax-Gehäuse vorweisen. Immerhin gibt es immer noch das Statusdisplay auf der Oberseite der Kamera. War damals ein entscheidender Kaufgrund für mich und ich will auch keine Kamera ohne haben. Dafür könnten sie meinetwegen den LCD weglassen.

Fazit

Ach, schon wieder soviel geschwafelt…. Also: Die Pentax K-3. An ihr ist nicht alles Gold, was glänzt. Ein paar Dinge besser gemacht und noch zwei, drei Sachen dazu, dann wäre sie ein echt heißer Tipp. So ist sie ein empfehlenswertes Upgrade für Pentax-Fotografen, die sich verbessern wollen. Und sie bringt ein paar einfallsreiche Ideen mit.
Hat mich wirklich gefreut, Bildqualität zu sehen, die sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss und gegenüber etwa der K7 einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat.
Ich selbst würde dennoch nicht zu Pentax zurück kehren, denn in meinem Interessenbereich gibt es schlicht noch kein Modell. Also, Pentax – als nächstes endlich das Vollformatmodell, ja? :)

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Mehr! Die Bilder oben in Originalauflösung kann man sich hier anschauen. Weitere voll aufgelöste Bilder zu meinen Hands On-Berichten sind hier zu finden. Mehr Hands on-Berichte selbst zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.

9 Gedanken zu „Hands on: Pentax K-3“

  1. Sehr schön! Wobei man sagen muss, die K5 hat schon einige der K3 Features. Relevant geändert neben der Sensorgröße ist insbesondere der AF und klar der TP Filter. Den Tracer nutz ich selbst und ja auch schon einen Spiralnebelfleck gebloggt. Ist eher ein Gimmick als eine ernstzunehmende Nachführung. Macht aber Spaß.
    Naja mal schauen…

  2. Netter Test, der mich nur am Rande interessiert hat, weil ich mit Sony C-Mos fotografiere. Bei einem womöglich erwogenen Systemwechsel (was ja immer schmerzhaft ist) würde ich in jedem Fall auf ein Vollformat gehen. Und dann…siehe oben!
    Was mir auffiel: Du hast – wie auch ständig in Zeitschriftentests zu lesen – das Argument gebracht, die Objektive ohne Verwacklungsschutz wären dann preiswerter. Das würde auch für meine Sony gelten, ist – mit Verlaub gesagt – aber Quatsch. Die Objektive bei denen man das direkt vergleichen kann (z.B Tamron und Sigma) sind sogar in den Ausführungen mit Anti-Shake günstiger. Weil sie für Nikon und für Canon gebaut werden und in viel größeren Stückzahlen über den Ladentisch gehen. Und bei den Objektiven der Hersteller des Bodies hat man sowieso keine Wahl. Der Preis wird auch dort nicht vom (nicht) vorhandenen Verwacklungsschutz bestimmt, sondern vom Aufwand für die Linsen-Konstruktion und vom Marketing.

    1. Wenn ich mich da mal einmischen darf. Das ist richtig, das mit den Preisen passt nicht immer. Was aus meiner Sicht der große Vorteil ist, alte manuelle Objektive können verwendet werden. Und noch besser: es gibt von Pentax diese Limited Reihe, extrem kompakte Linsen, ich hab da jetzt die 40er und die 70er. Traumhaft. Wie ein fetter Objektivdeckel. Das macht die Kamera sehr handlich. Nachteil: viele Fremdhersteller haben nichts für Pentax.
      Im Vergleich zu C und N nehme ich die P jedenfalls lieber in die Hand. Ja Vollformat. Die Objektivpreise hauen eben um.

      1. Schon richtig, die Preispolitik spielt immer eine Rolle und um korrekt zu sein, müsste man schreiben: „können potentiell preiswerter sein“. Manchmal trifft das sogar zu. Das Nikkor DX 18-55 kostet bei Amazon rund 130 Euro, das Pentax-Pendant etwa 100 Euro. Ist aber nicht unbedingt die Regel.
        Ein wichtiger Faktor ist nicht zuletzt, was Lichtgewimmel anmerkt: die höheren Stückzahlen bei den weiter verbreiteten Kameraherstellern.

        Von den Limiteds hatte ich noch keine in der Hand, aber freut mich zu hören, dass sie was taugen.

        Gruß, ml

      2. Unbedingt! Handschmeichler. Die will man nicht wieder loslassen. Ich liebe sie. Im Ledersäckchen. Die Krönung ist beim 70er die Streulichtblende. Aufzuschrauben und ausziehbar. Das ist wie Vinyl auflegen.

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