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Hands on: Nikon D610

So, endlich wieder frisches Zubehör in den Griffeln und endlich wieder ein kleiner Erfahrungsbericht. Aber vorab noch ein paar Worte „in eigener Sache“. Ja, ich weiß, is eigentlich eh alles „eigene Sache“ hier. :)

Nach und nach schleichen sich in meine Artikelformate Veränderungen ein, wie einige von euch vielleicht schon bemerkt haben. Das liegt einfach daran, dass ich immer wieder an meinem Schreib-Konzept feile und regelmäßige und konzentrierte Inhalte bieten möchte. Dabei ändert sich halt auch mal etwas. Wie zum Beispiel die Titelzeile oben.
Bisher lautete die ja immer „Wahnsinnsgerät [Testbilder]“ Damit wollte ich deutlich machen, dass euch hier kein vollwertiger Test erwartet, das darf und will ich an dieser Stelle auch nicht machen, sondern es ist der Hinweis auf „ich habe das Ding in der Hand gehabt und damit ein paar Fotos aufgenommen“. Aber bei den Fotos bleibt es ja nicht, ich schildere gern auch meine Eindrücke zum Handling oder ein paar Hintergrundinfos. „[Testbilder]“ drückt also nicht genug aus. Und hinzu kommt, dass einige Feedreader das Wort verschlucken, weil es zwischen eckigen Klammern steht. Warum auch immer.
Aus diesem Grund heißt meine „Ding in der Hand und erzählen, wie toll es war“-Rubrik jetzt schön trendig „Hands on“. Das trifft es ganz gut, denn ich lege gern mal meine Hand auf schöne Dinge. Auch, wenn sie „nur“ aus Metall, Glas und Plastik bestehen.

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Eindruck

So, jetzt zur echt frischen Nikon D610, auf die schon einige gewartet haben. Vor allem nach meinem Bericht zur D7100. Letztere gilt momentan als Flaggschiff unter Nikons APS-C-Modellen und die D610 soll einen günstigen Einstieg ins Vollformat ermöglichen. Rein theoretisch liegen die Geräte also dicht beeinander. Einige Leser hat interessiert, ob das dicht genug ist, um APS-C hinter sich zu lassen und den Schritt zum VF zu wagen.
Meine messerscharfe und glasklare Schlussfolgerung lautet: Janeinvielleichtoderdochnicht.

Folgendes muss ich zu meinem Erfahrungsstand sagen: Als ich die D7100 ausprobiert hatte, machte sie einen sehr professionellen und sehr wertigen Eindruck auf mich. Definitiv ein Flaggschiff unter den APS-C-Kameras mit fetten 24 MP Auflösung. Damals hatte ich noch keine eigene D800. Jetzt habe ich selbst eine der Monsterkameras auf dieser Welt und bekomme die D610 in die Hand. Und habe das Gefühl, eine APS-C-Kamera zu verwenden.

Das soll aber nicht zwingend abwertend klingen, denn die D610 ist immer noch eine Vollformat und in Sachen Bildqualität mutmaßlich der D7100 überlegen. Vielmehr weist es darauf hin, dass sie sich vom Handling eher wie „die kleinere“ anfühlt als die fette Luxusjacht D800. Der Body der neuen Nikon ist sehr kompakt, was sich erstmal gut anfühlt (bis auf den Griffwulst, den fand‘ ich einen Hauch zu klein). Das Bedienkonzept entspricht fast genau dem der D7100 – die Drehräder und Knöpfe sind gleich platziert und decken dieselben Funktionen ab. Das kommt vor allem Einsteigern entgegen, die nicht mit der totalen Schwemme und Programmierbarkeit einer D800 konfrontiert werden. Außer, dass sich die D610 also weitgehend wie die D7100 anfühlt und sogar denselben Body zu haben scheint, tendiert sie noch in weiteren Belangen Richtung APS-C. Was seltsam erscheint, denn eigentlich soll ich damit doch ins Vollformat-Lager wechseln.

Eigenschaften

Ans Eingemachte: Im Inneren der Nikon D610 schlägt ein FX-Sensor mit einer Auflösung von 24,3 Megapixel Auflösung. Auch hier zum Vergleich: die D7100 hat eine Auflösung von 24,1 Megapixel. Wer sich jetzt fragt, warum er die zusätzliche Kohle abdrücken soll, obwohl beide fast gleiche Auflösung haben, dem nenne ich nochmal kurz den Unterschied zwischen den Sensorkonzepten:  Der Sensor der D7100 hat eine Grundfläche von 23,5 x 15,6 mm und darauf 24,1 MP, die D610 hat 24,3 MP auf einer Fläche von 35,9 x 24,0 mm. Das heißt, dass die einzelnen Pixel der Vollformatkamera größer sind. Und damit lichtempfindlicher, mehr Bildinformationen aufnehmen können und sich die Schärfentiefe verändert.
Vor allem in der Bildqualität verschafft das einen Vorteil. Das habe ich auch beim Fotografieren gespürt: die D7100 gibt sich trendig, messerscharf und kontrastreich, während die D610 zurückhaltender ist und auf feinere Nuancen Wert legt.

Auch nicht ganz unwichtig: Vollformat-Fotografen sind es gewohnt, mit CF-Speicherkarten zu hantieren, die meist eine bessere Leistung bieten, aber auch teurer sind. Die D610 darf mit zwei SD-Karten gleichzeitig gefüttert werden. Damit sind Einsteiger vertrauter und die Teile sind deutlich billiger. Ansonsten hat man als Fotograf eine typische SLR-Kamera in der Hand. Der optische Sucher ist tadellos und deckt 100 Prozent Sichtfeld ab. Das schaffen nicht alle Hersteller, gell Canon?

Die ISO-Lichtempfindlichkeit liegt im üblichen und gleichen Bereich wie bei der D7100: zwischen ISO 100 und ISO 6.400 bzw. erweiterbar auf 25.600. Aber jetzt beginnen die Seltsamkeiten: während die D7100 Verschlusszeiten von bis zu 1/8.000 schafft, bringt es die D6100 nur auf 1/4.000. (Meine D800 prügelt Fotos wieder in der SLR-Spitzengeschwindigkeit von 1/8.000 durch den Prozessor). Soweit ich weiß, kommen aber die gleichen Verschlusssysteme zum Einsatz. Weiter geht es beim Monitor. Der LCD der D800 löst mit 921.000 Bildpunkten auf, die D610 ebenfalls, die D7100 hat aber ein brillantes Display mit 1,23 Mio. Bildpunkten spendiert bekommen. Einen weiteren Punkt bildet die Videofunktion. Die D610 ist als VF-Modell nicht eben billig und darum erwarte ich auch die Möglichkeiten einer VF-Kamera. Bekomme ich im Videobereich aber leider nicht, denn während meine D800 dem Filmografen mit voller manueller Kontrolle und unkomprimiertem HDMI-Output einen Orgasmus verschafft, „fehlt“ das bei der D610. Nix manuelles Nachregeln der Blende zum Beispiel.

Performance

Während der Spagat der D610 zwischen Vollformat und APS-C Fragen hinterlässt, fällt das Urteil in Sachen Performance (und Standbildleistung) wesentlich deutlicher aus. Die neue Nikon ist eine tolle Fotokamera, kann man nix sagen.
Die Bilder sind klar und detailliert, und wie ich schon angedeutet habe, spürt man, dass man mit VF arbeitet. Die Belichtung erfolgt harmonisch, die Aufnahmen sind satt und reich an Details und das Rauschverhalten ist besser. Dazu sei angemerkt, dass Nikon wirklich sehr gute Anti-Rausch-Algorithmen als Software-Lösung zB bei der D7100 einsetzt, aber bei der D610 sind sie einfach erst in höheren ISO-Bereichen wirklich nötig. Im Zuge dessen fällt auch das übliche VF-Verhalten auf: Der Sensor hat einfach mehr Leistung und Potential als ein APS-C-Pendant und verlangt entsprechend auch nach guten Optiken; Bildfehler durch minderwertige Objektive sieht man einfach…
Außerdem ist die D610 angenehm schnell. Wartezeiten beim Einschalten oder Aufnehmen kennen DSLR-Fotografen sowieso fast nicht mehr, aber auch bei der Serienbildgeschwindigkeit macht sie eine gute Figur und ist mit sechs Bildern pro Sekunde einen Hauch schneller als die D800. Letztere schafft regulär in voller Auflösung vier Bilder pro Sekunde (lässt sich pushen), muss dabei aber auch fast die doppelte Datenmenge durch die Platine pumpen.

Fazit

Der große Vorteil der Nikon D610 ist und bleibt der Vollformatsensor. Ohne Zweifel hat das Unternehmen hier eine grundsätzlich attraktive Kamera auf dem Markt platziert. Sie macht sich vor allem mit den kompakten Maßen und ihrem überschaubaren Bedienkonzept attraktiv und schockiert den Anwender nicht mit der Fülle einer D800. Trotzdem bleiben ein paar Ungereimtheiten und Abstriche gegenüber dem übrigen Vollformat-Sektor von Nikon. Das ist eigentlich nur auf die betonte Einsteigerfreundlichkeit und den Preis zurück zu führen.
D7100 oder D610? Wer eine tolle, bissige, hochauflösende Kamera möchte, die abseits des Bodys nicht so heftig ins Geld schlägt, greift zur D7100. Wer noch ambitionierter ist, schnappt sich die D610 und bekommt zu den gerade genannten Vorteilen die Bildqualität eines Vollformat-Sensors in die Hand. Muss aber auch in Sachen Zubehör ein klein wenig tiefer in die Tasche greifen.

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Mehr…

… Hands on-Berichte zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.

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3 Gedanken zu „Hands on: Nikon D610“

  1. Ich habe mir die D71OO geholt weil es im Vergleich zu meiner D90 ein Riesensprung war. Heute muss ich sagen das es für eine bessere Kamera wie Serien D70/D80/D90/D7k/71C mit der D610 ausgedient haben. Auch stellt sich die Frage was als Nachfolger mit der Sonderkamera D300 geben soll.
    Es gibt jetzt keinen Grund mehr sich eine DX zu holen. Ja es ist 500-700 Euro teuer. Aber wer will dann eine Kamera kaufen mit der Beschränkung zu Brennweite. Wenn man eh viele Festbrennweiten hat dann erst recht. Der Preis ist günstig. Es ist ein Amateure Gehäuse. Die Bilddaten sind wirtschaftlich zu bewältigen.

    1. Hallo Thomas!

      Ich bin auch gespannt, was Nikon mit den zweistelligen Serienmodellen macht. Falls da was neues kommt, muss das ein ziemliches Mischmasch sein. Die D610 versucht ja schon, die Brücke zwischen APS-C und Vollformat zu schlagen.

      Ich denke, DX wird noch eine ganze Weile bleiben. Aber es wäre schon möglich, dass dieses Format über kurz oder lang seltener wird. Erst dann wird FX noch billiger und dann fallen wirklich die Gründe weg, sich eine DX-Kamera zu kaufen. Die D7100 ist eine tolle Kamera, keine Frage (habe ich auch getestet). Ich gebe dir prinzipiell auch bei deinen Argumenten Recht, aber vorerst werden die APS-Cs noch eher gekauft werden – einfach wegen dem niedrigeren Preis. Wenn der Body 500 Euro billiger ist, kann man sich auch eine Optik zusätzlich leisten, die für die Brennweite sorgt, die man sonst gern mit dem Vollformat erreicht hätte.

      Danke für deinen Kommentar und Gruß, ml

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