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Olympus OM-D E-M1 [Testbilder]

Als OIympus seinerzeit die OM-D E-M5 vorstellte, lud das Unternehmen meinen Kollegen nach Amsterdam ein, die Kamera kennen zu lernen. Fazit: eine wirklich tolle Kamera. Erst vor Kurzem stellte man die Nachfolgerin E-M1 vor. Man lud nicht extra ins Ausland ein obwohl das Fazit lauten muss: eine noch tollere Kamera.

Fazit

Ich will gar nicht lange rumsülzen sondern gleich zusammenfassen: die neue Olympus ist ein ganz besonderes Stück Technik. Bereits die Vorgängerin der neuen spiegellosen Systemkamera hat in meinen Augen deutlich mit der Fujifilm X-Pro1 um die Klassen-Krone gerangelt und nun schiebt Olympus die E-M1 ein auf den Markt und sagt: „Hier, versucht das mal nachzumachen.“

Ich muss mich bereits korrigieren: Die E-M1 ist nicht ganz die Nachfolgerin der E-M5, Olympus sieht sie auch als die Nachfolgerin der E-5, der etwa drei Jahre alten Four-Thirds-DSLR. Das setzt deutliche Zeichen. Das Unternehmen will Micro-Four-Thirds populärer machen, den Nutzern den Umstieg erleichtern und mal eben ein Modell herausbringen, das die eigene digitale Spiegelreflexkamera übertrumpft. Und ja, das könnte in der Tat gelungen sein…

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Eindruck

Als ich die E-M1 in der Hand hatte, war sofort klar: das hier ist keine Point-and-Shoot-Kamera, mit der sofort geile Bilder gelingen. Und tatsächlich, ich gebe es zu, meine ersten Aufnahmen waren verwackelt oder unterbelichtet und die ganzen Knöpfe und Einstellmöglichkeiten überforderten mich fast. Gleichzeitig erwachte in mir die (vielen Fotografen wohl bekannte) Freude und das Kribbeln in den Fingern, die einem sagen: „Yeah, forder mich heraus!“

Eigenschaften

Der Grund könnte folgender sein. Olympus hat klip und klar gesagt, sie bauen eine CSC-Kamera für Profis. Nicht mehr und nicht weniger. Sie wollen professionelle Performance in einem kompakten Gehäuse mit dem sich Fotografen überzeugen lassen, die ihr Geld mit dem Bildermachen verdienen. Und das könnte durchaus gelungen sein.
Die harten Fakten ganz kurz angerissen: Ein MFT Live-MOS-Sensor mit 16,3 Megapixel Auflösung, ein (ohne Scherz) extrem rasanter Autofokus, der Kontrast- und Phasenerkennung kombiniert und unterstützend einen Peak-Modus einbindet. Die am Sensor integrierte Bildstabilisierung kennt man aus dem Vorgängermodell und funktioniert einwandfrei, Wifi ist integriert und die Auflösung des elektronischen Suchers hat man mal eben verdoppelt. Auf den ausgezeichneten EVF mit einer Auflösung von 2,3 Millionen RGB-Punkten können DSLR-Fotografen fast neidisch sein, obendrauf gibt es einen schwenkbaren Touchscreen, dessen Auflösung ebenfalls auf 1,4 Mio. Bildpunkte fast verdoppelt wurde.

Wie im gehobenen Systemkamera-Segment fast üblich, besteht das Gehäuse der Olympus aus einer Magnesium-Legierung. Es ist also sehr robust und dazu noch handlich und gar nicht mal schwer. Auffällig ist sofort die Vielzahl an Bedienelementen und hier zeichnet sich schon ab, was für schwere Geschütze die Kamera auffährt. Der Fotograf hat Zugriff auf drei Einstellräder auf der rechten Seite – eins mehr als man das von SLRs gewohnt ist. Hinzu kommt auf der linken Seite ein erhabendes Bedienelement, das Schnellzugriff auf (mehrfache) HDR-Funktionen bietet, den Autofokus sowie die Aufnahmeart (Einzelbild, Serie, Selbstauslöser, …). Der Ein/Ausschalter wird deutlich spürbar umgeschoben, ein Herumfummeln gibt es nicht. Auf der anderen Seite ein separater Aufnahmeknopf für Videos und eine absolute Besonderheit. Kein Scherz, Olympus hat eine Taste zum Anpassen der Gradationskurve integriert. Man drückt sie und augenblicklich wird im Live-Sucher die Kurve eingeblendet, die man mit den Drehrädern nach eigenem Wunsch verbiegen kann. Man kann das Irrsinn nennen, Olympus nennt es Profi-Feature und ich bin noch nicht sicher, wie ich das nennen würde. Ich könnte jetzt noch die hinteren Bedienelemente erklären, aber ich kürze es ab mit: nahezu alles, was man schnell braucht ist da, wo man es vermutet.

Wie ich gerade angedeutet habe: die schweren Geschütze. Wer auf den Menüknopf drückt, wird sofort ins Herz der Kamera gesaugt. Die ersten Bildschirme sind noch recht übersichtlich an Optionen, doch je tiefer man geht, desto mehr wird man mit Optionen erschlagen. Es ist fast schon beängstigend, was man alles einstellen kann. Die Energieverwaltung natürlich und die Belegung der Tasten, die bevorzugten ISO-Spannen, es stehen sechs verschiedene Aufnahmeformate für Videos zur Wahl, man kann sich Menüs zusammenstellen, sogar die Farbe des Peak-Modus einstellen und hat all die Möglichkeiten, die in gestaffelten Menüs auch in DSLRs zu finden sind. Sogar wie empfindlich die Bildstabilisierung in welche Richtung arbeiten soll, darf definiert werden und der Ort der bevorzugten Fokussierung kann innerhalb einer vorgegebenen Matrix beliebig festgelegt werden.

Performance

Eine Kamera wie die Olympus E-M1 braucht entsprechend leistungsfähige Optiken. Ich hatte ein 12-50mm F3,5-6,3 dabei, was schön war für viele Perspektiven aber auch so etwas wie der zusammen geknüllte Lumpen im Auspuff eines Sportwagens.
Die E-M1 ist extrem schnell. Das trifft auf den Autofokus zu, wie ich schon angedeutet habe, der dank Phasenmessung auch bei Videos sehr zuverlässig ist. Das trifft aber auch auf die Serienbildfunktion zu, denn die Kamera hämmert bis zu zehn Bilder pro Sekunde auf die Speicherkarte.
Nochmal schnell: der interne Prozessor. Weil ich nicht genug Zeit hatte, das Menü zu durchforsten, habe ich die Kamera mit aktiver Gesichtserkennung verwendet. Performance-Einbußen dadurch? Fast keine. Witzig war dagegen, dass die Kamera bei einzelnen Fotos bis zu vier Gesichter gleichzeitig erkannt, markiert und diese im Fokus behalten hat. Interessant war auch zu beobachten, dass die Kamera sich bei Gegenlichtaufnahmen eher professionell verhält und unterbelichtet, um die Helligkeit nicht ausreißen zu lassen. Setzt man aber jemand zwischen Kamera und Gegenlicht, dann erkennt sie das Gesicht und konzentriert die Belichtungsmessung auf die Person. Schwups wird heller belichtet, damit der Mensch gut zu erkennen ist.

Ein paar Negativpunkte fielen mir trotzdem auf. Die Kamera ist schwarz. Naja, irgendwas muss ich ja finden…
Scherz beiseite: Man muss sich an die Kamera gewöhnen und gewillt sein, sich nicht von dem fast-schon-Überangebot erschlagen zu lassen. Ebenfalls eher unschön war, dass die E-M1 echt hungrig ist. Nach Strom. Ich hatte sie vollgeladen auf einem sechsstündigen Museumsausflug, fast immer an und nach etwas mehr als fünf Stunden war Schluß. Kein Ersatzakku dabei und aufgrund des reichhaltigen Menüs konnte ich den Punkt nicht finden, an dem man das LCD abschaltet, um noch ein bisschen Strom zu sparen. Kein Scherz. Und ein bisschen ärgerlich. Neben dem LCD hat aber auch das Objektiv Strom gefressen, da es keinen manuellen Zoom hat, sondern einen elektronischen Antrieb – der Fokusring wird in die gewünschte Richtung gedreht und schnappt dann wie eine Zoomwippe zurück. Übrigens extrem leise und komfortabel beim Filmen, aber eben Energiehungrig. In Sachen Rauschverhalten bin ich nicht ganz zufrieden, da ist meine eigene Kamera deutlich überlegen, aber man muss der Olympus zugute halten, dass sie auch bei hohen ISO-Werten noch einen hohen Dynamikumfang liefert.

(Richtiges) Fazit

Mit der E-M1 kommt man vor Lachen nicht in den Schlaf. So einfach ist das. Olympus wollte eine Kamera für Profis bauen und da ist sie. Was mich ein wenig schockiert, denn ich bin fanatischer SLR-Fan und mir passt es gar nicht, dass „die Kleine“ so gut ist. Aber an der Kamera sind alle Knöpfe dran, die man braucht (bis auf den ISO-Button, den haben sie versteckt) und die Qualität des Suchers und LCDs wird man bei kaum einem Konkurrenten finden.
Das Ding ist schnell und lässt sich anpassen, wie man es für die tägliche Arbeit braucht. Als logische Konsequenz einer Kamera für Profis muss man ehrlicherweise auch hinzufügen: mit der Kamera selbst ist es nicht getan. Man kann ihr weder ein billiges Zoomobjektiv vorsetzen noch eine langsame Speicherkarte zu futtern geben. Die Olympus kostet derzeit rund 1.500 Euro. Ohne Objektiv. Ohne Speicherkarte. Aber sie wird gekauft werden. Oft.

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Mehr…

… Testbilder zu verschiedensten Kameras und Objektiven gibt es hier.

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5 Gedanken zu „Olympus OM-D E-M1 [Testbilder]“

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