Diese Woche fand die Google I/O statt, diese Entertainment-Konferenz des Internetriesen, auf dem gezeigt wird, was Google so plant und Neues bringt.
Eines der großen Themen war natürlich Google+. Man hat erneut gründlich am sozialen Netzwerk geschraubt und ja, ich fürchte, man hat es noch besser gemacht. Nicht alle teilen meine Meinung, aber ich mag die Änderungen. Und man muss auch dazu sagen, dass die neuesten Änderungen insgesamt mehr Anerkennung ernten, als beim letzten größeren Update.
Pinteresque
Die Übersichtsseite legt mehr Fokus auf die Inhalte. Der Nachrichtenstream ähnelt ein wenig Pinterest, was ich dort sehr mag und hier begrüße. Seht euch den Screenshot an: clean und sauber. Es fallen einem zuerst die Fotos ins Auge, die gesamte Technik, das komplette Design zeigt sich extrem zurückhaltend in grau und weiß.
Keine „kennst du schon den?“-Kästen, keine Werbung, keine „Freund X hat gerade zwölftausend Diamanten gesammelt“-Penetration.
Werkzeugleisten
Oben hat man ganz unauffällig die „Filter“ des eigenen Streams als schlichte Worte platziert. So kann man schnell die gewünschten Kreise auswählen, von denen man Neues sehen will. Links und rechts hat Google die Werkzeugleisten eingeklappt. Sie fallen kaum auf und vor allem auf der rechten Seite darf Facebook sich abschauen, wie man eine komfortable Chat-Leiste gestaltet. Links schaltet man sich durch die G+-Bereiche: das eigene Profil, die eigenen Fotos, die Communities, in denen man Mitglied ist usw.
Post-Dienststelle
Das ganze läuft unheimlich geschmeidig. Alle wichtigen Bereiche sind mit nur einem Klick zu erreichen. Möchte ich was posten, klicke ich in das Feld „Was gibts neues“ und es fährt von selbst in die Mitte und ich kann loslegen.
Das konnte G+ schon immer gut: stets sehe ich, an wen die Nachricht geht bzw. wer sie sehen kann. Sicher, bei FB kann ich das auch sehen, dort ist es allerdings nicht so eindeutig mit Farben markiert und bei G+ kann ich nach Lust und Laune einfach noch irgendwelche Namen dazu schreiben. Auch Emailadressen sind möglich, woraufhin der betreffende eine Nachricht bekommt.
Hashtags enhanced
Nettes Gimmik: seit einiger Zeit gibt es auf Google+ ja auch Hashtags (gibts die eigentlich auch auf FB?). Denen hat man jetzt noch mehr Funktionalität eingeräumt. Schreibe ich einen Hashtag in meinen Post, dann erkennt das Google+ und markiert den am Rand des Kastens. Den kann man dann anklicken, woraufhin der Post-Kasten umklappt und auf der Rückseite sehe ich dann, was andere Leute zu dem Thema schreiben.
Einfach, intuitiv, spielerisch leicht. So muss das. (Im Screenshot oben sieht man das auf der rechten Seite)
Fotos+
Bei den Fotos hat sich zum Glück viel getan. Das war auch nötig, nachdem Google begonnen hat, Picasa in Google+ zu integrieren und dabei in erster Instanz erstmal Funktionen verloren gingen.
Klicke ich in meinem Profil also auf Fotos, dann sehe ich erstmal ein Highlights-Tab. Das ist eine Art Medienstream meines Krams. Chronologisch untereinander sehe ich dort automatisch Fotos und Videos, die ich mit meinem Galaxy aufgenommen habe mit Angabe des Datums und ich sehe dort Fotoalben, an denen ich rumgeschraubt und Bilder, die ich hochgeladen habe.
Um das mal klar zu machen: Habe ich meine Geräte entsprechend eingestellt, läuft an dieser Stelle alles auf, was ich so fabriziere. Um das dann zu teilen, brauche ich nur noch einen Klick. Ich muss nicht wissen, wo ich etwas gespeichert habe, ob es noch auf dem Handy liegt oder wann ich es aufgenommen habe. Es ist einfach da und kann in Sekunden geteilt werden.
Die Fotoalben zu überarbeiten: das war auch dringend nötig. Hat man gemacht, ist jetzt viel praktischer.
Natürlich kann ich immer noch Fotos (und Videos) von Hand hochladen. Man hat das Ganze inzwischen aber auch besser mit weiteren Quellen verknüpft. Zum Hochladen in ein Album bieten sich mir jetzt mehrere Tabs an: mit einem Klick füge ich Bilder aus meinem Medienstream hinzu, aus anderen Alben oder auch aus Google Drive.
Der Cloud-Speicher wurde übrigens von 5 auf 15GB pro User erweitert. Nutze ich den also beispielsweise für ein automatisches Backup meiner Bilder brauche ich für diese jetzt auch nur noch ein Klick, um sie zu teilen.
Zwei nützliche Dinge: Erstens, Kopien kosten keinen Speicherplatz. Packe ich also ein Foto in das Album „people“ kann ich es auch gleichzeitig in das Album „black & white“ kopieren – zieht keinen Platz ab. Und wie wir wissen: Bilder mit einer maximalen Kantenlänge von 2.048px kosten eh keinen Speicherplatz.
Zweitens, wer Handybildern einen kleinen Kick verpassen will, weil sie an chronischer Kontrastarmut leiden, hat es jetzt noch einfacher. Neben umfangreichen Bildbearbeitungsmöglichkeiten (gibts auf FB gar nicht, oder?) gibt es nun einen „automatisch optimieren“-Button. One-Klick-Allergiker darf ich beruhigen: die Verbesserungsalgorithmen gehen anscheinend sehr behutsam vor, erhöhen Kontrast und Sättigung und retten unter Umständen sogar ein paar Details aus überstrahlten Lichtern.
Fazit
Es gibt noch viele weitere Änderungen, die ich gelungen finde. Allein das visuelle Konzept, Kontakte als eine Art Visitenkarte anzuzeigen, gefällt mir, denn es ist gewohnt und intuitiv. Videochats aka Hangouts sind eine coole Sache und fast nirgendwo einfacher zu machen wie bei Google+. Ich kenne dort sogar Fotografen, die regelmässig Videokonferenzen abhalten und Interessierten Tipps für die Fotografie und Nachbearbeitung geben. Einfach so, einfach umsonst.
Das Design im Allgemeinen ist chic und wenn ich wollte, könnte ich G+ sogar als Multimedia-Notizbuch nutzen (indem ich Sachen nur für mich selbst oder privat teile).
Ich hatte hier ja mal versucht, eine Diskussion um die Pro und Kontras einzelner Netzwerke anzustoßen. Kam zwar leider nicht viel Feedback, aber zumindest für mich hat sich der Fokus mal wieder deutlicher nach Google+ verschoben. Nicht nur, weil das Netzwerk Fotografen liebt, sondern auch, weil deutlich wird: während Facebook immer nur umgestaltet und zu verbergen versucht, dass die Technik veraltet ist, tut sich bei Google+ immer wieder etwas.
Wie seht ihr das? Facebook oder Google+? Wo habt ihr eure Accounts?
War jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr auf g+ (Hauptgrund: wirkte so leer), aber Dein Artikel macht Laune, da mal wieder hinzuschauen und sich die Veränderungen anzusehen. Danke!
Ich war ja auch einer dieser „early adopters“, hatte einen Beta-Zugang, fand alles noch unausgereift und weil keiner da war, war ich auch nicht dort. Es ist einfach so, wie in fast jedem sozialen Netzwerk: Spaß hat man dort fast nur, wenn man „Leute kennt“. Inzwischen tummeln sich eine Menge Leute auf G+, man muss sie nur finden – die übliche Herausforderung.
Erschwerend kommt zwar hinzu, dass Nutzer praktisch alle erst von Facebook abgezogen werden müssen, aber haben die sich erst entschieden, gehen sie in ein neues Netzwerk.
Wie schon gesagt: Fotografen hat G+ eine Menge zu bieten. Ich habe auf Foto-Posts binnen zwei Minuten einige Likes – im Gegensatz dazu in der gleichen Zeit kein einziges auf FB. Weil dort die meisten zu faul oder nicht interessiert sind. Auf G+ habe ich Fotografen in meinen Kreisen und Foto-Communities zu allen möglichen Themen. Die Kommunikation scheint mir auch viel konzentrierter und „erwachsener“.
Freut mich, wenn dich der Artikel motiviert hat. Wie ich gerade schrieb‘, mein Tip: auf jeden Fall ein paar Leute suchen, nach Anlaufstellen gemäß den eigenen Interessen suchen und selbst etwas Interessantes beisteuern, dann kann man sich auch bei G+ zuhause fühlen.
Zu den wenigen likes bei Facebook: Das liegt doch sicher auch daran, dass Facebook relativ untransparent darüber bestimmt, was man überhaupt in den Stream bekommt.
Ja, das stimmt natürlich und ist ein wichtiger Grund. Wenn ich auf meiner Facebook-Startseite bin, bekomme ich die Posts nach einer Sortierung, die ich nicht unter Kontrolle habe. Das kann ich dann chronologisch sortieren, aber wenn ich irgendwann mal zurück komme, ist das wieder verstellt. Ähnlich bei den mobilen Apps – hier kommen auch noch jede Menge Werbung und „Vorschläge“ dazwischen.
Schöner Artikel, muss mir dann doch mal Google+ genauer ansehen. Jedoch nutze ich die sozialen Netzwerke nicht so oft (nehm da lieber gleich ein Telefon in die Hand und treffe die Leute persönlich), habe aber einen lebendigen FB-Zugang, wie die meisten meiner Freunde, man ist halt dort, wo die anderen auch sind.
Hallo, Stefan!
Genau so siehts aus. Dass „eh alle Leute auf FB sind“ ist genau der Grund, warum ich da ebenfalls einen Account habe. Nützlicher finde ich da schon G+ und WordPress. Wobei man natürlich auch bei den beiden sich erstmal einrichten und Leute mit den gleichen Interessen treffen muss. Kommt aber nach und nach, wenn man nach Interessen oder so genannten Communities sucht.