Letztes Jahr war ich eine Woche urlaubsmässig in Hamburg. Bin bei lieben Freunden untergekommen und habe die Stadt vier Tage lang allein zu Fuß und mit der Kamera entdeckt. Und dabei viel zu viele Bilder mitgebracht. Was nun?

Ich bin eigentlich kein Knipser. Ich mache viele Fotos, das schon, bin dabei aber immer auf der Suche nach dem richtigen Motiv. Angefangen habe ich mit einer analogen Spiegelreflexkamera und dabei schon darauf geachtet, wie viele Fotos ich mache und möglichst wenig davon verschossen. Heute, mit meiner digitalen Spiegelreflexkamera, gönne ich mir ein paar Fotos mehr, um sicherzugehen, dass ich das Motiv so habe, wie ich es mir vorstelle. So kommen auch bei nichtknipsenden, sondern eher suchenden Fotografen eine Menge Bilder zusammen. Bei fanatischen Freaks wie mir sind das nach vier Tagen unterwegs in Hamburg ganze 2050 Stück gewesen. Da ich nur in RAW fotografiere, sind so rund 36 Gigabyte Daten zusammen gekommen. Der reinste Irrsinn, keine Frage…
Die Fotos sammeln
Ich bin also tagsüber durch die Stadt gezogen und haben alles fotografiert, was interessant für mich aussah. Statt die Verhaltensweisen von streunenden Wildknipsern zu imitieren, habe ich mich nacheinander auf Street Photography, People, Architektur, Langzeitfotografie und Tierfotografie konzentriert. Abends blieb mir keine Zeit (und ich wollte sie mir auch nicht nehmen), um misslungene Fotos auszusortieren. Das wollte ich auf später verschieben und erstmal alles aufheben. Nun gibt es ja durchaus Speicherkarten (ich nutze SD-Karten), die mit 32, 64 oder gar 128 Gigabyte Kapazität locker alle Fotos aufnehmen könnten, die ich geschossen habe. Allerdings finde ich es ein Graus, so große Karten zu verwenden. Man braucht sie nur verlieren, sie werden beschädigt oder sind plötzlich nicht mehr lesbar und schon sind all die Fotos futsch. Bei dieser Menge und den vielen Kilometern, die ich zurückgelegt habe, wäre das ein echter Verlust gewesen. Vor allem, wenn man irgendwo im Urlaub ist und so schnell nicht wieder hinkommt.
Viel praktischer ist in diesem Fall ein Laptop, wenn man den hat (ich nicht) oder eine mobile Festplatte (die auch als Host arbeiten kann). Ziemlich praktisch erweisen sich in diesem Fall sogenannte Imagetanks/Phototanks oder mobile Fotospeicher. Links im Bild ist zum Beispiel der Epson P-7000 zu sehen. Der hat praktische Karteneinschübe, in die man seine Speicherkarten aus der Kamera versenken und die Bilder davon herunterladen kann. Der Epson spielt auch Musik und Videos ab; wer das nicht braucht, kann so ein Gerät natürlich auch billiger haben (billiger als rund 650 Euro in diesem Fall). Praktisch ist allerdings die Möglichkeit, Bilder gleich taggen und bewerten zu können. Vor allem ist wichtig, dass diese Teile auch RAW-Daten lesen und anzeigen können. Nichts ist ärgerlicher, als seine Fotos drauf zu packen und nicht mal eben schnell einen Blick drüber werfen zu können, weil das Gerät sie lediglich speichert, aber nicht anzeigen kann.
Das ultimative Werkzeug zum Sortieren von Fotos
Wieder zuhause angekommen, holt man sich die Fotos per USB-Verbindung zurück auf den Rechner. Dann beginnt das große Sortieren und hier gilt die Devise: die beste Sortierfunktion ist die Entf-Taste auf der Tastatur! Ich muss gestehen, ich bin kein brutaler Löscher, aber bei einer solchen Menge von Fotos darf man nicht allzu zimperlich sein und muss sich von Aufnahmen auch trennen können.
Bei Auftragsarbeiten ist das einfacher: schaut man sich ein Foto an und es kann innerhalb der ersten Sekunden nicht durch irgendetwas originelles oder interessantes überzeugen, dann weg damit. Bei der Beute von Touren und Streifzügen ist das etwas schwieriger, da man kein festes Ziel verfolgt hat. Mein Auswahlkriterium ist vor allem die Qualität der Bilder.
Zum Fotografieren habe ich kein einziges Automatikprogramm genutzt, sondern die Kamera immer manuell eingestellt. Da sind auch immer ein paar falsch belichtete Fotos dabei – die können alle weg. Unscharfe und verwackelte Fotos: weg. Ich habe mir immer wieder auch den Luxus gegönnt und manche Aufnahmen einmal in Hoch- und einmal in Querformat aufgenommen. Je nachdem, was beim Betrachten am Monitor überzeugt, wird behalten, das andere kommt weg. So wird man schonmal eine Menge Bilder los. Natürlich kommt es auch auf den eigenen fotografischen Anspruch an – alles, was zu sehr nach Postkarte oder Touristenerinnerungsfoto aussieht, werfe ich ebenfalls weg. Außerdem habe ich tagsüber Langzeitaufnahmen mit einem starken Graufilter und Stativ gemacht. Da sind oft auch mehrere Versuche nötig, bis man hat, was man wollte. Alles andere fliegt weg.
Löschen ist aus mehreren Gründen wichtig: zwar kostet Speicher nicht mehr die Welt, aber die Festplatte zumüllen, muss man ja auch nicht unbedingt. Außerdem mache ich doppelte Backups meiner Daten, das heißt, 36 Gigabyte Fotos verbrauchen bei mir 108 Gigabyte Speicher auf drei Festplatten verteilt. Der zweite wichtige Grund ist: ich verschlagworte meine Fotos. Aufnahmeort, wichtige Motivbeschreibung und eventuell auch die Namen von Freunden, die auf dem Foto sind. Innen oder Außen, dominante Farben, etc… Niemand will und kann über zweitausend Fotos auf einen Schlag verarbeiten, darum sollten es dringend weniger sein. Und der dritte Grund: niemand blättert irgendwann später mal wieder mehrere tausend Fotos durch, um sie sich einfach nur anzuschauen. Das ist einfach viel zu viel und einzelne Motive gehen in der Masse unter. Wer trotzdem nicht auf die meisten Fotos verzichten will, sollte sie unbedingt etwa mit Sternen bewerten. So kann man die „besten Fotos“ eingrenzen und erleichtert sich gleich mal den Durchblick.
Wie haltet ihr das so mit dem Sortieren? Ist die Entf-Taste auf der Tastatur dabei auch euer bester Freund oder habt ihr eine ausgeklügelte Methode mit deren Hilfe ihr effektiv die Bilder verwalten könnt?
Ideen dazu sind absolut willkommen, denn auch ich bin stets auf der Suche nach einer guten Methode. :)
Du willst es wirklich wissen? :D
Neuerdings knipse ich ebenfalls in RAW – hab ja mein Elements neu…. und ja – diese NEFs oder RAWs sind echt cool (bin trotzdem noch am lernen und probieren und ja … )
Sind die Bilder erstmals auf der Festplatte wird auch sortiert, so in etwa wandert fast die Hälfte in den Kübel. Einige wenige werden bearbeitet und dann auch meistens direkt hier veröffentlicht…. die restlichen sind sozusagen sowas wie meine Reserve ;). Nach einer gesammelten Weile, meistens einige Monaten… werden die weitertransportiert auf einer externen Festplatte…. Huch! von dort wird es schwierig. Meistens verstauben sie dann dort…. Ausser ich suche ein ganz bestimmtes Bild. Abgelegt werden sie nur in einem Ordner mit Monatsname und Jahrgang… Jedes Bild zu taggen stelle ich mir eine Heidenarbeit vor^^….
Spannend zu lesen wie andere es machen. Neugierig bin ich auf weitere Beiträge gespannt…
Lieben Gruss – sonja
Hey Sonja!
Vielen Dank erstmal für die ausführliche Antwort! Reserve – verstehe. Du bist also wie ich und kannst schwer das Zeug wegwerfen? :D Bei mir ist es fast ähnlich, allerdings veröffentliche ich nur selten Schnappschüsse, in den meisten Bildern steckt viel Arbeit und das führt dazu, dass nur rund 10% meiner Bilder das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Viel später oft greift mich dann die Inspiration und ich suche alte Bilder heraus, um an ihnen zu arbeiten. Unmöglich, mehrere zehntausend Fotos über die Jahre im Kopf zu behalten, darum verschlagworte ich sie. Und ja, ist eine Heidenarbeit! Aber wenn man eisern ist und es gleich nach oder während dem Überspielen auf die Festplatte macht, geht es.
Ich habe übrigens auch mal einen „Kurs“ darüber geschrieben, wie ich so vorgehe. Sollte die Artikel mal entstauben und hier posten, die gammeln noch als Entwurf im Blog rum.
Wie ich oft schon geschrieben habe: ich fotografiere praktisch nur in RAW-Bildern. Viele Fotos mache ich nur als „Ausgangsmaterial“, um sie später für Projekte zu verwenden. Manches davon kann man einfach nicht mit JPGs machen, weil die Bildinformationen fehlen. Ein paar Porträts bei denen das der Fall ist, poste ich demnächst :)
Mach es, entstaube dein Kurs! :) Los! *smile* ich will den sehen ;)